Smalltalk - eine Kunst?
VON Sandra Katemann Geschäftlich Partner Privat Single
Verlegen am Buffet zu stehen mit einem Cocktail-Glas in der Hand, kann aber gewiss nicht die Intention sein, an einer Veranstaltung teilzunehmen. Vielmehr möchte man doch Spass haben, netten Menschen begegnen und sich buchstäblich „gut unterhalten“. Wie gut, wenn man da die „goldenen Regeln“ des Smalltalk beherrscht.
Natürlich macht es bei einer ersten Begegnung durchaus Sinn, über das Wetter zu plaudern. Eine gängige Methode, um zumindest einen ersten Wortwechsel anzustrengen und so dem Gegenüber zu signalisieren: „Ja, ich bin offen und einer netten Kommunikation nicht abgeneigt.“ Aber spätestens nach ein paar Minuten ist es oft damit getan, die Temperaturen „in den Himmel zu loben“ oder darüber zu mäkeln oder sich ausgiebig über den leidigen Regen auszulassen. Je eifriger Sie bemüht sind, themenspezifische Worte zu finden, desto eher wirkt das Ganze „gestelzt“, verkrampft und unecht. Das Interesse an einer tiefer gehenden Unterhaltung wird dabei schon nach kurzer Zeit im Keim erstickt.
Ganz gleich, ob Sie einer Einzelperson gegenüberstehen oder ob Sie an einem Tisch mit mehreren Gästen sitzen: Zunächst ist es ratsam, sich vorzustellen und gegebenenfalls die Hände zu schütteln. Wer weiss – vielleicht befindet sich ja jemand in dieser illustren Runde, den Sie kennen und mit dem Sie bereits etwas verbindet? Dies kann ein gemeinsamer Verein sein, die berufliche Tätigkeit, eine zufällige Begegnung im Vorfeld etc.
Fragen Sie ruhig, woher man denn den Gastgeber der Veranstaltung kennt oder erklären Sie, was Sie selbst mit diesem verbindet. Wurde gerade vielleicht eine Rede gehalten? Dann beziehen Sie sich darauf und loben unter Umständen die Redegewandtheit oder den Inhalt der Worte, die der Redner an Sie alle gerichtet hat. Geben Sie in jedem Fall den anderen Anwesenden in der Runde Gelegenheit, zu antworten und somit auf das Gespräch einzugehen. Achten Sie aber zugleich auch darauf, nicht allzu intensiv nachzuhaken bzw. zu agieren, um nicht überambitioniert zu wirken.
Es kommt ohnehin stets gut an, wenn Sie sich vornehm zurückhalten und Interesse daran zeigen, was der jeweils andere Gesprächspartner zu sagen hat. Auch sollten Sie nicht vergessen, Ihre „Antennen einzuschalten“ und darauf zu achten, ob bzw. wie man Ihnen gegenüber reagiert: Spärliche oder kurze Antworten des Gegenübers können nämlich ohne Weiteres auch ein eindeutiges Indiz dafür sein, dass man gerade ein nicht wirklich grosses Interesse daran hat, Konversation zu betreiben – aus welchen Gründen auch immer.
Politische oder religiöse Themen sind beim Smalltalk tabu. Vielmehr kann es schon mit Belanglosigkeiten gelingen, die Kommunikation anzuregen, zum Beispiel mit Themen wie:
- die Begrüssungsrede, das Outfit, die neue Frisur… des Gastgebers
- die dekorative Gestaltung der Location
- die vom Veranstalter vorgestellte neue Produktserie
- der neue Kollege in der Personalabteilung
- die Qualität des Essens
- das Engagement der Band bzw. Musikrichtungen generell
- mögliche gemeinsame Bekannte
- Sehenswürdigkeiten
- die Beschaffenheit der Unterkunft
- mögliche interessante Begebenheiten auf der Anreise
- neueste Themen aus Kultur und Gesellschaft, zum Beispiel der neueste Film
- sportliche Aktivitäten
- ein aussergewöhnliches Hobby
Es ist meist unerheblich, welche Thematik als Erstes aufgegriffen wird: Gerade bei öffentlichen Veranstaltungen – so hat die Erfahrung gezeigt – sind die meisten Anwesenden immer recht dankbar, wenn sich ein Gesprächsthema findet. Der Rest ergibt sich häufig ohnehin von ganz allein. So ist es durchaus möglich, schon aus allgemeinen Bereichen eine Gemeinsamkeit zu finden, über die man sich im Laufe der weiteren Konversation intensiver austauschen kann. Die neue Frisur des Veranstalters als „Aufhänger“ beispielsweise kann gegebenenfalls „aufdecken“, dass Sie und Ihr Gegenüber denselben Friseur haben. Bei der Erwähnung eines besonderen Vorkommnisses, das Sie bei Ihrer Anreise erlebt haben, könnte sich vielleicht herausstellen, dass Ihr Gesprächspartner neulich Ähnliches erlebt hat: eventuell ein Unfall, eine Polizeikontrolle und so weiter. Schon „Kleinigkeiten“ können beim Smalltalk also „Grossartiges“ bewirken.
Zeigen Sie Interesse und fragen Sie nach. Jedoch sollte das Ganze nicht in der Form anmuten, als horchen Sie Ihren Gegenüber aus. Ebenso negativ wirkt es, wenn Sie sich als „Kenner“ darstellen und zu einem beliebigen Thema mit angeblichem Expertenwissen „protzen“. Selbst, wenn Sie tatsächlich ein erfahrener Profi auf besagtem Gebiet sind, sollten Sie doch darauf achten, im Dialog nicht als „allwissend“, überheblich oder eingebildet zu erscheinen. Denn gerade, wenn es um guten Smalltalk geht, ist weniger oft mehr. Mit gezielt gesetzten Statements, netten Anekdoten und einem freundlichen Lächeln erreichen Sie weit mehr, als durch „Aufplustern“ bzw. durch Halbwissen, das Sie auch noch durch „leere Phrasen“ auszuschmücken versuchen.
Selbstverständlich wird es sich auf einer Party oder einem Sektempfang nicht immer vermeiden lassen, Menschen zu begegnen, mit denen eine Konversation schlichtweg unmöglich ist. Möglicherweise, weil sie heute einen schlechten Tag hatten, besonders schüchtern sind oder zunächst einfach nur „warm werden müssen“. Eine perfekte Gelegenheit, um dieses „Eis“ zu brechen, könnte es da sein, einfach mal das Glas zu erheben und auf die gute Musik, das leckere Essen oder den wirklich köstlichen Cocktail anzustossen. Mit einem gewinnenden Lächeln gelingt es zudem gewiss, einen freundlichen, offenen Eindruck zu vermitteln. Wenn nicht, lohnt sich ein kurzer Abstecher zum Buffet. Wer weiss, wem Sie auf dem Weg dorthin über den Weg laufen…?
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