Dies diesjährige re:publica im Eventbericht

Die re:publica ist inzwischen zu einer der grössten Konferenzen überhaupt zum Thema Internet angewachsen. In diesem Jahr sind es schon fast 5000 Interessierte, die sich auf dem Event einfinden, von leeren Plätzen fehlt jede Spur. Um Ihnen einen Überblick über diese durchaus wichtige Veranstaltung zu geben, haben wir einen kurzen Eventbericht für Sie verfasst.

Worum ging es auf der re:publica?

Jährlich lautet das Thema: Internet. Eine genaue Agenda verfolgt die re:publica daher gar nicht, in diesem Jahr standen aber vor allem die Ereignisse um Edward Snowden und Verschlüsselung im Internet sowie der möglicherweise kommende Fall der Netzneutralität im Vordergrund. Auf einer Veranstaltung dieser Art darf dann natürlich auch eine ordentliche Portion Idealismus nicht fehlen, doch daran mangelt es den Besuchern der re:publica nicht.

So ging es gleich zu Beginn um Themen verschiedenster Art: Es wurde über die Deutsche Telekom geschimpft, welche eine Tempodrosselung und die erwähnte Zweiteilung des Netzes verfolgen könnte – was dann auch fatale Folgen für alle anderen Länder hätte. Afrika wurde ebenso erwähnt wie die Rolle des Internets beim Wahlkampf in den USA und neue Formen der Literatur, bei welchen Menschen und Maschinen interagieren. Entsprechend lang ist auch die Liste der Sponsoren – die re:publica ist also erwachsen geworden.

Aufruf an die deutsche Kanzlerin

Niedrig stapeln wollte einer der Mitbegründer der re:publica, Markus Beckedahl, dann auch gleich zu Beginn nicht: An die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet war seine Aufforderung, jetzt zu handeln. Sie solle verhindern, dass die Telekom die Netzneutralität aufgibt und damit ein Zwei-Klassen-Internet einführt. Aus der netzaffinen Gemeinde, die sich auf der re:publica trifft, erntete er dafür Beifall. Nicht alle sind mit diesem Kurs jedoch einverstanden: Ein ehemaliger IBM-Mitarbeiter etwa forderte, ein wenig Mitgefühl gegenüber der Telekom aufzubringen – eine Erklärung, warum dies notwendig sei, blieb er jedoch schuldig.


re:publica 2014 - Überhaupt drehte sich auf der re:publica alles um dieses Internet, das frei von Diskriminierung den Zugang zu Datenpaketen ermöglichen soll. (Bild: Bulatnikov / Shutterstock.com)
re:publica 2014 – Überhaupt drehte sich auf der re:publica alles um dieses Internet, das frei von Diskriminierung den Zugang zu Datenpaketen ermöglichen soll. (Bild: Bulatnikov / Shutterstock.com)


Überhaupt drehte sich auf der re:publica alles um dieses Internet, das frei von Diskriminierung den Zugang zu Datenpaketen ermöglichen soll. Damit sah man sich auf dem Event auch nicht allein: Heute würden viele junge Menschen mit dem Internet als Selbstverständlichkeit aufwachsen. Die Politik im weltweiten Netz nimmt daher einen ebenso hohen Stellenwert ein wie die gewöhnliche Alltagspolitik. Das zeige sich auch am Wahlkampf, der immer deutlicher ins Internet verlagert wird – und daran nimmt inzwischen jede Partei teil.

Vorbild USA?

Die Vereinigten Staaten dienen in diesen Tagen wahrscheinlich als schlechtes Vorbild, wenn es um Netzpolitik geht. Den digitalen Wahlkampf hatte man dort allerdings bereits früh für sich entdeckt – man denke nur an Obamas Wahlsieg im Jahr 2008. Damals konnten Menschen im Internet erreicht werden, welche sich vom Wahlkampf auf der Strasse nur schwer beeindrucken liessen. Inzwischen hätten sich die Zeiten jedoch geändert, sagt Betsy Hoover, welche für diesen ersten grossen Wahlkampf im Internet verantwortlich war – und für Europa sei dieses Modell ohnehin nicht geeignet.

Internetnahe Parteien in Deutschland sehen es zwar anders. Das Internet und Social-Media-Dienste seien in Europa jedoch (noch) nicht dafür geeignet, einen Wahlkampf im grossen Massstab zu beeinflussen. Die Anwesenden auf der re:publica waren der Meinung, dass auf diesem Kontinent noch immer der klassische Wahlkampf auf der Strasse, bei den Bürgern und in den lokalen Unternehmen den Ausschlag gebe. Schlimm ist das nach Ansicht vieler Gäste aber auch nicht – denn das Internet könne schliesslich nicht in jedem Bereich gute Dienste leisten.

Einfach mal abschalten?

Ein weiterer interessanter Vortrag auf der re:publica entstammt der Feder Gunter Duecks, des erwähnten ehemaligen IBM-Mitarbeiters: Hier auf der re:publica seien die Interessen deutlich und die Mitstreiter zahlreich – aber das spiegele nicht das Bild auf der offenen Strasse wider, wo nur wenige Menschen ein ähnliches Interesse an der Netzwelt hätten. Genau das sei aber ein Fehler: Das Bild des Menschen allgemein sei noch nicht auf die Anforderungen einer neuen Wissensgesellschaft eingestellt. Dafür verantwortlich seien wir alle: Bleibe die Familie der Blogger und Netzkenner unter sich, helfe das niemandem. „Man muss raus“, forderte Dueck abschliessend – und hat damit wahrscheinlich recht.

Auf einer anderen Bühne kritisierte derweil Autorin und Preisträgerin Kathrin Passig die schlechte Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine: Sie schreibt am Computer als Autorin, doch wenige Augenblicke später liest sie sich den Satz als Leserin noch einmal durch. Klare Grenzen würden fehlen, die Arbeit sei – zumindest für sie – nur schwer als solche erkennbar. Eigene Ideen für eine Lösung dieses Problems hatte sie zwar nicht, ein interessanter Denkanstoss verbirgt sich dahinter aber dennoch – und diese Aussage trifft wohl auf sehr viele Inhalte der diesjährigen re:publica zu.

 

Oberstes Bild: © 360b – Shutterstock.com

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-14').gslider({groupid:14,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});