Jobmessen – Veranstaltungs-Format fürs Recruitment
VON Stephan Gerhard Geschäftlich Messen Privat
Vor allem bei besser qualifiziertem Nachwuchs hat sich das Instrument bewährt. Es stellt eine interessante Möglichkeit dar, um auf sich aufmerksam zu machen und sich zu präsentieren. Das gilt im Übrigen für beide Seiten. Es ist ein unverbindliches Testgelände. Das macht eine solche Veranstaltung sowohl aus Unternehmenssicht als auch aus der Perspektive möglicher Bewerber interessant.
Unternehmen oft in der Bewerberrolle
Eine Jobmesse steht aus Unternehmenssicht am Anfang einer ganzen Prozesskette von Massnahmen zur Personalgewinnung bzw. des Recruitments. Vorstellungsgespräche und konkrete Verhandlungen zur Einstellung sind dann noch ein gutes Stück entfernt. Es geht darum, zu informieren, Möglichkeiten und Erwartungen zu vermitteln und die eigene Attraktivität als Arbeitgeber darzustellen.
Gerade wenn es um spezialisierte und hoch qualifizierte Nachwuchskräfte geht, sind Unternehmen heute nicht selten selbst in einer Bewerberrolle. In ingenieurwissenschaftlichen Bereichen oder bei Berufen für Informatiker ist es gar nicht so einfach, offene Stellen zu besetzen. Da ist auch bei den Unternehmen Fantasie gefragt. Ein gutes Gehalt oder das Versprechen von Aufstiegsmöglichkeiten alleine reichen oft nicht mehr. Denn das bieten andere auch.
Viele Bewerber legen bei der Berufswahl zunehmend auf nicht-monetäre Aspekte wie das Arbeitsklima, Möglichkeiten für die Work-Life-Balance, die Förderung geistiger und körperlicher Fitness oder die Unternehmensphilosophie Wert. Eine Jobmesse ist eine gute Möglichkeit, auch auf solche Gesichtspunkte einzugehen.
Chancen zum persönlichen Gespräch
Aus Bewerbersicht bildet eine solche Veranstaltung ebenfalls einen interessanten Ansatz, sich zu zeigen und Kontakte zu knüpfen. Schliesslich bietet das persönliche Gespräch oft wesentlich bessere Möglichkeiten, sich nachhaltig zu präsentieren, als ein kurzes Bewerbungsanschreiben mit Lebenslauf und Zeugnis-Unterlagen. Auch wenn der Andrang bei einer Jobmesse nicht selten gross ist, er ist immer noch vergleichsweise überschaubar im Verhältnis zu den Stapeln an Bewerbungen, die jeden Tag in den Unternehmen eingehen. Wer mit einem potenziellen Arbeitgeber ins Gespräch geht, zeigt sein besonderes Interesse und sticht damit schon mal aus der anonymen Masse heraus.
Jobmessen gibt es inzwischen fast in jeder grösseren Stadt. Bevorzugt finden sie an Orten mit Universitäten und anderen grossen Bildungseinrichtungen zur Berufsvorbereitung statt. Die Bandbreite der Veranstaltungen ist gross. Sie reicht von „Massen-Events“, wo sich eine Vielzahl an Unternehmen aus unterschiedlichsten Bereichen präsentieren und die Tausende von Besuchern anlocken, bis hin zu intimen Veranstaltungen, die sich an ein spezielles Publikum richten und nur eine überschaubare Ausstellerzahl haben. Es versteht sich von selbst, dass die Chancen zum persönlichen Gespräch bei einer solchen kleineren, spezifisch ausgerichteten Jobmesse wesentlich besser sind.
Welches Format? Es kommt darauf an
Welche Art von Jobmesse als Format gewählt wird, müssen aber sowohl Aussteller als auch Besucher für sich entscheiden. Das hängt nicht zuletzt von der jeweiligen Zielsetzung ab. Wenn es darum geht, sich allgemein zu informieren, kommt auch eine grössere Veranstaltung für Interessenten in Betracht, wer konkret eine Stelle sucht, sollte gezielter auswählen. Auch aus Unternehmenssicht gibt es Argumente für grössere oder kleinere Formate. Soll ein breitenwirksames Image als Arbeitgeber aufgebaut werden, kann eine Veranstaltung mit viel Publikum sinnvoll sein. Bei der gezielten Suche nach interessanten Kandidaten eignen sich kleinere Messen mit begrenzter Besucherzahl sicher besser.
Messeerfolg – Vorbereitung zählt
Vorbereitung ist dabei für sowohl für Unternehmen wie auch für Interessenten wichtig. Unternehmen müssen ihren Messeauftritt konzipieren und umsetzen. Dabei geht es zum einen um den Messestand als solchen, zum anderen um die Botschaft, die vermittelt werden soll. Hinzu kommen eine Vielzahl an Planungs- und Organisationsaufgaben: von Info-Materialien über das Standpersonal bis hin zu der Belegung von Plätzen und Räumlichkeiten. Um Besucher zu interessieren, haben sich begleitende Vorträge oder Präsentationen bewährt, die auch übergreifende Aspekte unabhängig vom jeweiligen Unternehmen behandeln: zum Beispiel zur Bewerbungsgestaltung, zu Verfahren der Bewerberauswahl, zum Auftreten bei Vorstellungsgesprächen und vielem mehr. Sie bieten immer einen guten Anknüpfungspunkt. Wichtig ist, dass ausreichend Mitarbeiter am Stand für Einzelgespräche zur Verfügung stehen.
Aber auch potenzielle Bewerber sollten sich gut vorbereiten. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, gut gestaltete Bewerbungsunterlagen mitzunehmen. Denn oft wird bei einem interessanten Gespräch an einem Stand danach gefragt. Und die Unterlagen an Ort und Stelle überreichen zu können, wirkt tendenziell besser als das Nachschicken per Post. Auch Visitenkarten mit allen wichtigen Kontaktdaten sollten nicht vergessen werden.
Schon im Vorfeld ist es ratsam, sich mit der Aussteller-Palette zu befassen. Gerade bei grösseren Veranstaltungen ist eine gezielte Auswahl an Messeständen nötig, wenn man mehr als einen oberflächlichen Eindruck gewinnen will. Je besser der Messebesuch geplant ist, umso grösser sind die Chancen, dass daraus mehr als ein unverbindliches Informationsgespräch wird.
Ein erster Schritt
Jobmessen sind ein Marktplatz, auf dem Angebot und Nachfrage beruflicher Chancen aufeinandertreffen. Beide Seiten wissen dabei zunächst voneinander wenig. Ein Messeauftritt oder -besuch bietet die Möglichkeit, dieses gegenseitige Wissensdefizit abzubauen. Im komplexen Prozess der Bewerberauswahl und Stellenbesetzung bilden Jobmessen einen ersten wichtigen Schritt.
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