Wissenswertes zum Planen von Wandertouren

Der erste Teil dieses Beitrags rankte sich um die Wanderausrüstung. Denn spätestens wenn neue Wanderschuhe und ein toller Rucksack zu Hause warten, will man endlich losmarschieren. Eine Wanderung ist jedoch kein Spaziergang und erfordert deshalb eine sorgfältige Planung.

Bewegung an der frischen Luft in Verbindung mit wundervollen Naturerlebnissen tun Körper, Geist und Seele gleichermassen gut. Damit euer Wandertag wirklich entspannt und stressfrei verlaufen kann, findet ihr hier nützliche Informationen zur Vorbereitung.

Während im Unterland oder den Voralpen der Frühling längst mit all seiner Pracht zum Wandern lockt, sind die meisten Bergwege noch nicht oder nur mit grösster Vorsicht zu begehen. Anders als Winterwanderungen auf extra gepfadeten Wegen kann das Wandern auf teilweise noch vereisten und verschneiten Routen sehr gefährlich werden. Nicht zu unterschätzen sind Murgänge oder Steinschlag in Permafrost-Gebieten.


Dies ist ein zweiteiliger Artikel:

Teil 1: Die richtige Ausrüstung für Sicherheit und ungetrübtes Wandervergnügen

Teil 2: Wissenswertes zum Planen von Wandertouren


Outdoorsportler müssen flexibel sein. Die Natur hat sich nicht nach uns zu richten, sondern wir uns nach ihr. Alle Schweizer Wanderwege werden perfekt betreut und sind vorbildlich ausgeschildert. Trotzdem ist neben Eigenverantwortung auch praktisches Wissen unverzichtbar. Ich möchte euch hier einige Erfahrungen aus nun schon 11 Jahren Wanderorganisation und -leitung weitergeben und damit vor allem jene Wanderfreunde erreichen, die erstmals alleine ihre Tour planen und vorbereiten.

Selbstüberschätzung, Leichtsinn und Unwissen können in den Bergen tödlich sein! Wer sich einer organisierten Wanderung anschliesst oder einem Wanderverein beitritt, kann sich darauf verlassen, dass der Wandertag sorgfältig geplant wurde. Möchte man aber auf eigene Faust losziehen, dann sollten unbedingt vorher von zu Hause aus Informationen eingeholt werden. Nach meiner Erfahrung geben Tourismusbüros sehr gerne telefonisch und auch per Mail Auskunft. Oft haben sie eine Alternative parat, falls die geplante Strecke nicht begehbar ist. So bekam ich schon manchen „Geheimtipp“ und entdeckte neue wunderschöne Strecken.



Die Telefonnummern der Tourismusbüros findet ihr im Internet und oft stehen sie auch in Wanderbüchern bei der jeweiligen Tour. Bleiben wir gleich beim Thema Wanderbuch.

Anfangs kaufte ich alle, die mir in die Hände fielen, und bekam einige geschenkt. Inzwischen ist die Auswahl im Buchhandel dermassen gross geworden, dass es unmöglich ist, alle anzuschaffen. Das würde auch keinen Sinn machen, denn oftmals wiederholen sie sich. Aus meiner Sicht sind die Rother Wanderführer besonders empfehlenswert. Sie enthalten jeweils 50 Wanderungen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen aus einer bestimmten Region und bieten alle nützlichen Tipps, die es für einen entspannten Wandertag braucht. Zudem sind die handlich und haben nicht viel Gewicht.

Aber schaut euch doch einmal mit ausreichend Zeit in einer Buchhandlung um, vielleicht sagt euch ein anderer Wanderführer besser zu. In Bibliotheken könnt ihr sie auch ausleihen und natürlich finden sich im Internet unzählige Wandervorschläge. Die beste Schweizer Wanderseite ist die wandersite.ch, die eine Innerschweizer Wandersfrau als Hobby mit viel Herzblut betreibt. Hier sind sämtliche Links vereint, die für Wandersleute von Interesse sind. Auf dem Blog reiseziele.ch findet ihr zudem immer mal wieder aktuelle Wandertipps von mir.


Selbstüberschätzung, Leichtsinn und Unwissen können in den Bergen tödlich sein! (Bild: © Dudarev Mikhail – shutterstock.com)

Wenn ihr euch entschieden habt, in welcher Region ihr gerne wandern möchtet, berücksichtigt bei der Routenwahl und Planung bitte folgende Punkte:

  • An- und Abreise: Sofern es sich nicht um eine Rundreise handelt, werdet ihr ohnehin mit den ÖV reisen. Ansonsten denkt bitte daran, dass eine Wanderung müde machen kann und eine anschliessende längere Autofahrt entsprechend anstrengt.
  • In manchen Tälern und Bergdörfern fahren die letzten Busse bereits am späten Nachmittag. Um diesen bestimmt zu erreichen, ist es besser, am Morgen etwas früher aufzubrechen.
  • Vergesst nicht, die Wanderbeschreibung auszudrucken oder das Buch einzupacken und eventuell noch eine Wanderkarte mitzunehmen. Normalerweise sind die Wanderwege in der Schweiz perfekt ausgeschildert. Aber mitunter ist eine Karte doch hilfreich.
  • Wie wird das Wetter? Aus jahrelanger Erfahrung kann ich mit Überzeugung sagen, dass wetteronline.ch die zuverlässigste Wettervorhersage bietet.
  • Allgemein gilt, dass man nicht alleine auf unbekannte Wanderungen gehen sollte. Wenn ihr aber unbedingt alleine gehen möchtet oder einfach keiner mitkommen will, dann hinterlasst bitte bei Freunden oder im Hotel eine Information über euer Wanderziel und die gewählte Route!
  • Familien oder Gruppen orientieren sich am schwächsten Wanderteilnehmer. Bei gemischten Gruppen sollte grundsätzlich etwas mehr Zeit eingeplant werden. Sofern nicht alle top trainiert sind, ist es besser, eine weniger anspruchsvolle Tour zu wählen.

Wanderneulinge fragen sich oft, was es mit den Bezeichnungen T1 bis T6 auf sich hat? Es handelt sich dabei um die SAC-Wanderskala. T1 kennzeichnet absolut sichere Wege, auf welchen ihr mit Turnschuhen unterwegs sein könnt. Trekkingschuhe und etwas Trittsicherheit und Kondition erfordern die mit T2 eingestuften Wege, hier handelt es sich bereits um Bergwandern. T3 kennzeichnet anspruchsvolles Bergwandern. Orientierungsvermögen und gute Trekkingschuhe müssen vorhanden sein. Auf diesen Touren ist es möglich, dass auch einmal die Hände für das Gleichgewicht benötigt werden. Ausgesetzte Stellen wurden mit Seilen und Ketten gesichert.

Alles, was darüber hinausgeht, ist ohne entsprechende Erfahrung absolut nicht empfehlenswert!

Die Schweiz hat sage und schreibe 60‘000 signalisierte Wanderkilometer zu bieten! Die Signalisierung ist folgende:

  • Gelbe Wegweiser für einfache Wanderwege (T1)
  • Rot-Weisse Farbanstriche für Bergwanderwege (T2 und T3)
  • Blau-Weisse Farbanstriche für Alpinwanderwege (ab T4)

Zudem gibt es Kennzeichnungen für historisch wertvolle Wege, Kulturwege, Jakobsweg, Fernwanderwege und andere.

Die auf den Wanderwegzeichen angegebenen Zeiten sind als Richtlinie zu betrachten. Sie werden errechnet, indem man von einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 4.2 Stundenkilometern ausgeht. Vergesst bitte bei eurer Planung die Pausen und Fotostopps nicht! Im Durchschnitt schafft ein Wanderer im Aufstieg 300 Höhenmeter in der Stunde, 600 im Abstieg.

Wenn Ihr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist und eine längere Strecke zu fahren habt, lohnt es sich, rechtzeitig die Tageskarte eurer Gemeinde zu reservieren. Die Gemeindetageskarte ist ein subventioniertes GA für jeweils einen Tag und wesentlich günstiger als die Tageskarte von der SBB.

Auch wenn viele Wanderungen so richtig anstrengend sind, Bewegung in der Natur ist gesund und macht glücklich. Nach ein paar Touren wird auch der Muskelkater immer weniger und ihr werdet so richtig fit! Ich wurde schon manches Mal am Wochenanfang gefragt: Du siehst gut aus, warst du in den Ferien? – Und da konnte ich lachend antworten: Nein, ich war wandern!



Wenn ihr Anregungen und Fragen habt, schreibt diese doch bitte hier unten ins Kommentarfeld oder besucht uns auf Facebook.

 

Oberstes Bild: © racorn – shutterstock.com

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