Ein besonderes Ereignis - der Aufenthalt im Grand Hotel

Seit ihrem Aufkommen im Zeitalter der Belle Époque sind Grand Hotels dafür bekannt, ihre Gäste in besonderer Weise zu umsorgen. Der Aufenthalt in einem solchen Haus mit Tradition ist auch für den Reisenden von heute ein grossartiges Erlebnis und besitzt Event-Charakter.

Im Folgenden stellen wir Ihnen sechs herausragende Grand Hotels vor, die immer noch existieren und einen ausgezeichneten Ruf besitzen. Die Auswahl muss sich dabei beschränken und ist zwangsläufig subjektiv. Sie betrifft Ziele auf vier Kontinenten.

Als das Reisen in Mode kam

Es gibt keine allgemeinverbindliche Definition, was unter einem Grand Hotel zu verstehen ist. Im Allgemeinen wird damit ein historisches Hotel bezeichnet, das über eine überdurchschnittliche Grösse verfügt und aussergewöhnliche Standards bei Architektur, Service, Unterkunft und Verpflegung erfüllt. Grand Hotels sind Häuser für besondere Ansprüche, die auf ein exklusives und zahlungskräftiges Publikum zugeschnitten sind. Üblicherweise gehören sie der Fünf-Sterne-Kategorie an.

Diesen Anspruch hatten Grand Hotels von Anfang an. Sie entstanden vorzugsweise in der Belle Époque, dem Zeitalter an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als das Reisen für die, die es sich leisten konnten, in Mode kam.

Nicht zufällig verlief die Blütezeit der Grand Hotels parallel zur Entwicklung der Eisenbahn. Durch das neue Verkehrsmittel lagen plötzlich Ziele, die einst fern und unerreichbar schienen, in überbrückbarer Nähe. Viele Grand Hotels der Belle Époque wurden denn auch konsequenterweise von Eisenbahngesellschaften betrieben.

Mit Blick auf Zürich und den Zürichsee – das Grand Hotel Dolder

Bevorzugte Plätze für die Errichtung eines solchen Hauses waren die grossen Metropolen sowie die sich rasch entwickelnden Seebäder und Kurorte. Manches Hotel wurde auch mitten in der freien Natur an landschaftlich herausragenden Orten errichtet. Die Architektur vieler Hotels lehnte sich bewusst an Schlösser und Paläste an. Der Anspruch der Grossartigkeit und des fürstlichen Wohnens sollte auch im Aussenbild deutlich werden. So präsentieren sich etliche Grand Hotels heute noch.

Das Grand Hotel Dolder im Züricher Ortsteil Hottingen wurde 1899 vom Unternehmer Heinrich Hürlimann erbaut. Er nutzte dafür die spektakuläre Lage am Hang des Adlisberges, die eine wunderbare Aussicht auf das gesamte Stadtgebiet von Zürich und den Zürichsee bietet. Zunächst entstand an dieser Stelle nur ein Restaurant – das Waldhaus – mit einer Seilbahn, das schnell ein beliebtes Ausflugsziel wurde.

Nach diesem Erfolg liess Hürlimann das Grand Hotel errichten, das mit seinen Spitzhauben-Türmen wie eine eigenwillige Mischung aus Schloss und Burg wirkt, die keinem Stil richtig zuzuordnen ist, aber „historisch“ wirkt. Dem 1900 fertiggestellten Bau folgten im Lauf der Zeit etliche Erweiterungen und Umbauten. Das Grundkonzept blieb aber immer erhalten.


Das Grand Hotel Dolder (Bild: © FlyoutCC BY-SA 3.0)

Das Dolder hat illustre Gäste gesehen – von Winston Churchill über den Schah und Haile Selassie bis zu Albert Einstein und Thomas Mann. Heute verfügt das Haus über mehr als 170 Zimmer und eine Fläche von mehr als 40’000 Quadratmetern.

Ort für einen Gipfel – Schloss Elmau in Bayern

Schloss Elmau in Oberbayern erlangte zuletzt internationale Bekanntheit als Veranstaltungsort des jüngsten G7-Gipfels. Das abgelegen inmitten einer weiten Waldlichtung erbaute Schloss mit dem markanten Turm liegt am Fusse des Wettersteingebirges und wurde in den Jahren 1914 bis 1916 – also im Ersten Weltkrieg – anstelle eines Einödanwesens errichtet. Der Initiator, der Philosoph und Schriftsteller Johannes Müller, wollte mit Schloss Elmau ein fast klösterliches Refugium für Intellektuelle schaffen. Musik und Kultur spielten dabei von Anfang an eine besondere Rolle. Renommierte Künstler traten und treten hier noch immer auf.


Schloss Elmau in Bayern (Bild: © Schloss Elmau – CC BY-SA 3.0)

Lange war Elmau kein Hotel im eigentlichen Sinne, sondern eher eine verschworene Gemeinschaft mit eigenen Regeln. Erst mit der Übernahme durch den jetzigen Besitzer Dietmar Müller-Elmau änderte sich das. Heute ist Schloss Elmau ein Luxushotel mit besonderem kulturellem Anspruch.

Wo die Sacher-Torte ihren Ursprung hat – das Hotel Sacher 

Bereits in der k. u. k. Monarchie gehörte das Hotel Sacher zu den besten Adressen in Wien. Der mächtige, an einen Renaissance-Palast erinnernde Hotelbau liegt mitten in der Wiener Innenstadt unweit der Staatsoper. Als der Hotelgründer Eduard Sacher 1876 das Haus erwarb, hiess es daher auch zunächst „Hotel de l’Opera“. Erst sein Sohn und Erbe – der Erfinder der berühmten Sacher-Torte – benannte das Hotel in Sacher um. Die beiden Weltkriege und die jeweils folgenden Nachkriegsjahre bedeuteten für das Haus tiefe Einschnitte, aus denen das Sacher aber jedes Mal wieder in alter Grösse auferstand.


Das Hotel Sacher (Bild: © kodiak – CC BY-SA 3.0)

Heute ist das Hotel Sacher wieder eines der führenden Österreichs. Die Liste prominenter Gäste liest sich wie ein Who’s who aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur über mehr als ein Jahrhundert. Kaiser Franz Joseph, Königin Elisabeth II. oder John F. Kennedy sind nur einige Beispiele. Bis heute besteht eine enge Verbindung zur benachbarten Oper. Viele hier auftretende Künstler bilden daher Stammgäste.

Eine Hotelburg als Wahrzeichen von Montreal – Château Frontenac

Kaum ein Hotelbau kann so wie das Château Frontenac im kanadischen Montreal für sich in Anspruch nehmen, eine ganze Stadtsilhouette zu prägen. Der gewaltige, an eine Mischung aus Wolkenkratzer, Schloss und Burg aus Ritterfilmen erinnernde Bau ist heute eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Hauptstadt von Quebec und das wohl meistfotografierte Grand Hotel der Welt. Es gehört zu dem eingangs beschriebenen Typus Eisenbahnhotel, denn es wurde 1893 für die Canadian Pacific Railway errichtet. Der Architekt verwendete dabei Stilelemente der Neorenaissance und der Neogotik, dadurch erscheint der Komplex historischer, als er tatsächlich ist.


Das Château Frontenac im kanadischen Montreal. (Bild: © ReneSCC BY-SA 2.5)

Das Hotel war unter anderem Schauplatz der sogenannten Quadrant-Konferenz, eines alliierten Strategie-Treffens während des Zweiten Weltkriegs. Heute gilt Château Frontenac als eines der exklusivsten Hotels in Nordamerika.

Britische Tradition in Singapur – das Raffles Hotel

Raffles Hotel wurde 1887 im typischen Kolonialstil in der damals britischen Stadt Singapur errichtet. Die Gründer waren vier armenische Brüder, die zunächst einen Bungalow für Gäste mit zehn Zimmern bauen liessen. Dieses „Kernstück“ wurde immer wieder ergänzt, erweitert und umgestaltet, bis daraus der heute zu sehende Bau entstanden ist. Namensgebend für das Hotel war Thomas Stamford Raffles, der Stadtgründer von Singapur.


Raffles Hotel wurde 1887 im typischen Kolonialstil in der damals britischen Stadt Singapur errichtet. (Bild: © C1815. – wiki.org)

Dem Gebäude sieht man das „Flickwerk“ nicht an, es erscheint als harmonisches Ganzes und ist mittlerweile ein Nationaldenkmal Singapurs. Das Raffles Hotel wird von der gleichnamigen Hotelkette betrieben und ist deren Flaggschiff. Es ist bekannt für seine luxuriösen Suiten und seine herausragenden Restaurants. Auch hier nächtigte schon viel Prominenz wie Hermann Hesse, Charlie Chaplin oder Elizabeth Taylor. 

Spektakulär im südlichen Afrika – das Victoria Falls Hotel

Das Victoria Falls Hotel in Simbabwe ist ebenfalls eine Reminiszenz an das British Empire. Es wurde 1904 als Unterkunft für Fahrgäste einer neu eröffneten Eisenbahnlinie eröffnet, die einmal von Kapstadt bis nach Kairo führen sollte – ein nie verwirklichter Plan. Das Hotel befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Viktoriafälle – der eindrucksvollsten Wasserfälle des afrikanischen Kontinents – und ist von zauberhaften Gartenanlagen umgeben. Das macht es touristisch besonders interessant. Von den Gärten hat man direkten Blick auf die atemberaubende Landschaft. Das Hotel folgt dabei ganz britischer Tradition und verbindet in einzigartiger Weise Luxus mit Naturerlebnis.



Wer über die nötige finanzielle Substanz verfügt, hat also auch heute kein Problem, so zu nächtigen wie der Luxus-Reisende der Belle Époque. Grand Hotels bieten dafür das passende Ambiente und die gewünschte Annehmlichkeit.

 

Oberstes Bild: © NoRud – CC BY-SA 4.0

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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