Geishas – eine japanische Institution

Um sie ranken sich viele Legenden und Mythen: die Geishas – Spezialistinnen der traditionellen japanischen Unterhaltung. Seit Jahrhunderten bieten sie ihre Dienste an.

Der Beruf der Geisha ist eine hohe Kunst und erfordert eine mehrjährige Ausbildung. Wer eine Geisha als Gastgeberin hat, darf sich glücklich schätzen, denn er erlebt eine besondere Form japanischer Kultur.

Ein anhaltendes Missverständnis

Im Westen wird der Begriff der Geisha nicht selten mit Erotik und Liebesdiensten in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich aber um ein Missverständnis, das mit der Geschichte der Geishas zusammenhängt. Im 17. Jahrhundert liessen Prostituierte in Japan manchmal Männer, die „Geishas“ genannt wurden, bei ihren Feiern auftreten. Daher stammt die gedankliche Verbindung des Begriffs zur entgeltlichen Liebe. Seit der Beruf aber ausschliesslich von Frauen ausgeübt wird, gibt es eine klare Trennung zwischen Unterhaltung und sexuellen Handlungen. Eine echte Geisha hat mit Prostitution nichts zu tun. Erotik spielt bei ihren Auftritten – wenn überhaupt – nur eine ganz untergeordnete Rolle.

Traditionelle Künstlerin

Sie ist vielmehr eine Bewahrerin traditioneller japanischer Künste. Darauf weist schon die Berufsbezeichnung Geisha hin. Der Begriff setzt sich aus den Worten „gei“ = Kunst oder Künste und „sha“ = Person zusammen. Geisha bedeutet also so viel wie Künstlerin.

Um eine solche zu werden, bedarf es einer langen Zeit des Lernens. Früher begannen Geishas ihre Ausbildung zu einem ganz bestimmten Lebenstag schon im Kindesalter: nach sechs Jahren, sechs Monaten und sechs Tagen. Heute kann man frühestens mit 16 Jahren die Geisha-Kunst erlernen. Das „Studium“ dauert üblicherweise fünf Jahre, länger als mancher tatsächliche Universitätsbesuch. Das macht schon die Ansprüche deutlich.

Allround-Talente gefragt

Eine Geisha ist so etwas wie eine Allround- und Alleinunterhalterin. Während ihrer Ausbildung lernen Geishas typische japanische künstlerische Ausdrucksformen. Dazu gehören die Kunst der Kalligrafie, das Spielen von Musik mit traditionellen Instrumenten – zum Beispiel Fue (Flöte), Shamisen (Laute) und Tsuzumi (Handtrommel) –, Gesang und Tanz. Eine Geisha ist ein Vorbild an Anmut und Schönheit. Sie muss gepflegte Konversation führen können, charmant und aufmerksam sein, perfekt die Etikette und Benimmregeln verinnerlicht haben und in jeder Situation Haltung bewahren. Eine wichtige Aufgabe ist die Beherrschung und Durchführung der klassischen japanischen Teezeremonie – eines meditativen Rituals, das dem Gast die Möglichkeit zur inneren Einkehr bietet. Dieses breite Spektrum macht die hohen Anforderungen deutlich, die Geishas erfüllen müssen.

Ein perfektes „Outfit“

Für Geishas gelten bestimmte Kleidervorschriften. Früher waren sie sogar Trendsetterinnen der Mode in Japan. Die typische „Berufskleidung“ einer Geisha ist der Seidenkimono. Im Winter ist er wattiert, in den übrigen Jahreszeiten nicht. Die Auswahl des richtigen Kimonos zu Anlass und Jahreszeit ist eine eigene Kunst. Geishas tragen eine spezielle Form von Schuhen, sogenannte Getas – eine schlichte Form von Holzsandalen mit hohen Sohlen.

Auch auf die Frisur wird besonders geachtet. An ihrer Form und Gestaltung lässt sich der Ausbildungsstand einer Geisha erkennen. Zu speziellen Anlässen werden auch kunstvolle schwarze Perücken getragen. Ein weiteres Markenzeichen ist das kontrastreiche Make-up. Das Gesicht wird weiss gepudert mit einem rot geschminkten Mund. Ältere Geishas schminken sich oft dezenter, um die Aufmerksamkeit vor allem auf ihre Kunst zu lenken. Für das Schminken gelten ebenfalls ganz bestimmte Regeln. In früheren Zeiten sollten das Weiss und der Kontrast dazu dienen, bei Kerzenlicht das Gesicht der Geisha besser zu erkennen.



Ein nicht ganz billiger Genuss

Wenn auch die Ausbildung schon in jungen Jahren begonnen wird: Es gibt keine Altersbegrenzung für Geishas. Manche gehen bis ins hohe Alter ihrem Beruf nach. Eine Geisha zu engagieren, ist etwas ganz Besonderes und zeigt die Wertschätzung für den Gast. Denn diese traditionelle Form der Unterhaltung hat ihren Preis. Er richtet sich im Normalfall nach der Dauer des Engagements. Die Zeit wird traditionell über die Brenndauer von Räucherstäbchen gemessen. Daher heisst der Preis übersetzt auch „Räucherstäbchengebühr“. Geishas treten üblicherweise bei Feiern, im Teehaus oder in traditionellen japanischen Lokalen auf. Es gibt spezielle – „kemban“ genannte – Makler, die sich um die Terminorganisation und Buchung kümmern.

Kyoto als Geisha-Zentrum

Früher lebten die Geishas in eigenen „Frauenhäusern“ – sogenannten „Okiyas“ – mit der „Okasan“ als Vorsteherin. Männern war der Zutritt dazu verboten. Die Okiyas lagen wiederum in speziellen Vierteln – „Hanamachi“ genannt. Dieser Begriff kann alternativ auch als „Rotlichtviertel“ verstanden werden, was ebenfalls zum Missverständnis der Rolle der Geishas beigetragen hat. Heute gibt es in Japan nur noch wenige traditionelle Hanamachi mit Okiyas. Ein Zentrum ist Kyoto, weitere finden sich vor allem in Tokio und Osaka.

Im Wandel der Zeit

Mit der Verwestlichung der japanischen Kultur und Lebensweise hat der Geisha-Beruf an Anziehungskraft verloren. Die Zahl der Geishas ist seit Jahren rückläufig. Heute sind viele Geishas selbstbewusste und unabhängige Geschäftsfrauen, die eigenständig agieren. Auch die moderne Kommunikations- und Informationstechnik hat bei ihnen Einzug gehalten. Manche Geisha in Japan verfügt heute über ihre eigene Website und kann online gebucht werden. Das tut der Faszination ihrer Kunst keinen Abbruch.

 

Oberstes Bild: © KPG_Payless – Shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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