Die Alm – früher Schutzhütte, heute komfortables Urlaubsdomizil
Die Ansprüche an Urlaub und Urlaubsort sind gestiegen, nicht nur was fremde Länder, entfernte Kontinente oder exklusivere Unterkünfte betrifft. Auch die Ferienorte im eigenen Land müssen höhere Anforderungen erfüllen, denn viele verbringen ihren Urlaub oder das Wochenende im eigenen Land und machen zum Beispiel Bergwandertouren.
Dabei ist die Almhütte zu einem wichtigen Ziel geworden. Früher war sie einfach nur zweckmässig und eher spartanisch ausgestattet, in den letzten Jahren hat sich jedoch einiges verändert. Die Hütten heute bieten Bergwanderern nicht nur Schutz vor Unwettern, Unterschlupf und eine Mahlzeit. Sie sind oft selbst das Ziel einer Wanderung geworden und zeigen sich nun von ihrer besten Seite.
Wo einst das Vieh seine Behausung hatte, sind heute Räume für Meetings zu finden, und wo früher die Tränke stand, befindet sich jetzt ein Whirlpool.
Die Alm – damals und heutzutage
Einst zogen im Sommer Senner oder Sennerinnen auf die Alm, die eine Unterkunft brauchten, während sie dort arbeiteten. Kam ein Bergsteiger oder Bergwanderer vorbei, der Schutz suchte, gewährte man ihm Unterschlupf und servierte ihm eine Mahlzeit aus den Erzeugnissen der Alm. Im Laufe der Zeit zogen technische Neuerungen auch in die Berge ein. Die Infrastruktur wurde verbessert, Wirtschaftswege wurden gebaut und Liftanlagen. Schliesslich hielt auch die Versorgung mit Wasser, Strom und Heizung Einzug.
Die Alm wurde somit nach und nach als Urlaubsziel interessant, denn sie hatte jetzt mehr zu bieten als ein einfaches Matratzenlager für die Nacht und eine Portion Kasspatzen in Mehlschwitze aus der Eisenpfanne. So steht die Hütte in den Bergen heutzutage durchaus zur Wahl, wenn es gilt, ein Ferienziel auszusuchen. Denn an Highlights mangelt es nicht. Da ist zum Beispiel die Weinprobe auf der Alm oder der Wellnessurlaub mit Sauna und Spa-Bereich, selbst Tagungen zu bestimmten Themen können hier abgehalten werden – nicht gerade Angebote, die mit dem traditionellen Bild, das man sich von der Almhütte macht, übereinstimmen.
Von der Almwirtschaft zum Sternerestaurant
Auch auf Sternegenuss muss man auf Berghütten nicht verzichten. Inzwischen warten sie mit einem stattlichen Speisenangebot auf und wo dereinst Kaiserschmarrn aufgetischt wurde, ist heute Kaviar angesagt. Erfindungsreiche Hüttenbetreiber haben auf einer Selbstversorgerhütte sogar eine Art Kochduell initiiert, bei dem die Teilnehmer höchstens vier Zutaten verwenden dürfen. Wer dann wie Gott in Frankreich gespeist hat, kann aber noch eins draufsetzen und sternegemäss zu Bett gehen.
Etwa in Kitzbühel in Österreich, wo den Gast auf der Alm Fünf-Sterne-Ambiente empfängt. Die Bergluft geniesst man hier nicht auf dem schlichten Matratzenlager, sondern in exquisiten kleinen Chalets. Im Hamam findet man Entspannung bei einer Massage. Und abends trifft man sich in den urig eingerichteten Räumen vor dem Designerkamin oder lässt sich bei Volksmusikabenden in Stimmung bringen. Eins hat man dabei immer im Blick: das wundervolle Alpenpanorama.
Almleben als Therapeutikum
Aber auch der Traum von der einsamen Berghütte, die abseits der Zivilisation und des Tourismus errichtet wurden, kann noch Wirklichkeit werden. Zwar ist die Zeit an ihnen nicht spurlos vorübergegangen, doch jüngste Trends deuten darauf hin, dass sie sich zu wahren Wohlfühlorten entwickeln. Hier klingelt kein Telefon, hier laufen keine E-Mails auf und kein Termin für das nächste Projekt droht. Die Alm ist genau der richtige Ort, wo stressgeplagte Grossstädter und Burn-out-Geschädigte zur Ruhe und zu sich selbst finden.
In der Abgeschiedenheit und der herrlichen Natur findet jeder Erholung, zumal ein fester Tagesablauf dem Aufenthalt Struktur verleiht. Neuester Trend: Die Betreiber der Hütten animieren ihre Gäste, sich auf der Alm zu betätigen. Einfache Verrichtungen wie Käse erzeugen, im Heu arbeiten oder Butter herstellen finden bei den Besuchern Zuspruch. Damit wächst man in einen einfachen, aber produktiven alltäglichen Lebensrhythmus hinein – und der tut nicht nur überarbeiteten Managern gut, sondern allen Gästen.
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