Einsiedelei St. Verena – Besinnung und "spirituelle Einkehr"
VON Agentur belmedia Allgemein
Im Frühling 2014 suchte die Einsiedelei St. Verena im Kanton Solothurn über eine interessante Stellenanzeige eine neue Einsiedlerin oder einen Einsiedler. Das ungewöhnliche Inserat, auf das sich über hundert Menschen bewarben, beschrieb die geforderten Qualitäten mit „kirchennah, idealistisch gesinnt, offen und kontaktfreudig“.
Die bisherigen Einsiedler verliessen die Eremitage, weil der zunehmende Trubel und das Interesse der Touristen an ihnen und ihrem Leben ein zurückgezogenes Leben unmöglich machten. In der Verenaschlucht ist es heute nicht mehr viel von der Besinnung und inneren Einkehr zu spüren, den die Gründer der Einsiedelei suchten und fanden.
Die Eremitage hat zwei Kapellen, die ältere wurde im 12. Jahrhundert erbaut und der Heiligen Verena gewidmet. Im Kanton Solothurn gilt sie als zweitältestes Bauwerk. Ab 1442 lebte hier der erste Eremit. Die Martinskapelle wurde 1663 errichtet, dahinter liegt eine zweigeschossige Höhle. Der Heilige, der hier lebte, bewohnte diese Felshöhle. Die Einsiedlerin lebt auch heute noch in dem kleinen Haus am Eingang zur Schlucht.
Im Juli 2014 bezog die 51-jährige Schwester Benedikta ihren neuen Wirkungsort. Sie betreut die Kapellen, die Klause und die Gärten und kümmert sich um Besucher. Eine moderne Eremitin arbeitet und lebt an einem interessanten Ort: Pilgerstätte für Sinnsuchende, Ausflugsziel für Familien und Landschaftsgarten in einem. Die Einsiedelei und der Garten haben grosse nationale Bedeutung als kulturelles Gut, die Verenaschlucht steht unter Natur- und Denkmalschutz.
Der Wanderweg durch die Schlucht kann das ganze Jahr über genutzt werden. Elf Gedenktafeln, die im letzten Jahrhundert in den Felsen gehauen wurden, erinnern auf dem Weg an bedeutende Persönlichkeiten des Kantons aus dem Zeitalter der Aufklärung und Industrialisierung. Der Kreuzweg existiert seit 1613 und war in einem sehr schlechten Zustand, bis die Gesellschaft der Einsiedelei St. Verena alles ausbessern liess. Jetzt kann der Weg von der Kirche St. Niklaus zur Kirche zu Kreuzen wieder als Meditationsweg genutzt werden.
Aber die Meditation ist wohl nicht das vorrangige Ziel von den Wanderern in der Verenaschlucht. Neben frommen Pilgern besuchen Familien und Spaziergänger diesen wunderbar ruhigen Ort mit seiner ganz besonderen Stimmung. Der Weg zur Klause führt an unberührter Natur vorbei, der Lärm von Städten und Strassen verklingt, Stille und Frieden beruhigen die gestressten Seelen. Diesem Bann kann sich auch der Ungläubige nur schwer entziehen, die Eremitage hat eine spirituelle Atmosphäre, die zu innerer Einkehr einlädt. Daher gelten die Verenaschlucht und die Einsiedelei als Kraftquelle für alle Besucher.
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