Zu Gast bei der wohl bekanntesten Schweizer Kinderbuchfigur

Nun ist es schon über 130 Jahre her, dass ein kleines Mädchen seine ersten zaghaften Schritte unternommen hat, eine der bekanntesten Figuren der Schweizer Literatur zu werden. Und nicht nur in der Schweiz kennt man die beiden Romane bestens, die die Geschichte ihrer Heldin Heidi erzählend ihren Weg in die Buchregale fanden – und immer noch finden. Johanna Spyris Kinderbücher zählen heute zweifellos zu den Weltbestsellern.

Als die Autorin in den Jahren 1880 und 1881 die Geschichte des kleinen Schweizer Mädchens zu Papier brachte, zählte sie bereits 53 Lenze. Gerade einmal neun Jahre war es her, dass ihre erste Geschichte veröffentlich worden war.

Unter ihrem Mädchennamen Heusser wurde Johanna Louise Spyri in Hirzel am 12. Juni 1827 geboren. Dort, im Kanton Zürich, erinnert heute ein beschauliches kleines Museum an die berühmt gewordene Tochter des Ortes. Das ehemalige Schulhaus, ein bezauberndes Fachwerkgebäude, beherbergt in seinen Räumlichkeiten zahlreiche Fotos der Familie Spyri, Handschriften und Ausgaben der Bücher von Johanna. Ihrer bekanntesten Schöpfung ist ein eigener Raum gewidmet, das Heidi-Zimmer.

Das Gebäude ist nicht nur eine touristische Attraktion. Auch zahlreiche Schulklassen sind schon durch das Museum gezogen. Mit Museumsführungen kann das Kleinod ebenso aufwarten wie mit einem Museumsshop. Natürlich steht auch hier Heidi im Mittelpunkt, aber es sind ebenso die Biografie wie antiquarische Erzählungen ihrer Schöpferin erhältlich.

Auf Heidis Spuren

Die Autorin siedelte ihre Heidi-Geschichten bekanntlich im Kanton Graubünden an, in der Region um Maienfeld. Die Gemeinde Maienfeld selbst kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und gilt als Hauptort der Bündner Herrschaft.

An der historischen Heerstrasse gelegen, besticht Maienfeld vor allem durch seine traumhafte Landschaft und den Weinanbau. Seit über 2000 Jahren kultiviert man hier Reben, die Haupterwerbsquelle der Einwohner. Doch auch der Tourismus spielt eine nicht unwesentliche Rolle, und hier steht natürlich vor allem Heidi im Vordergrund.

In der Umgebung des Ortes kann man auf den Spuren der literarischen Berühmtheit wandeln. Wandert man den Heidiweg, ausgehend vom Maienfelder Bahnhof, in Richtung Rofels, kommt man durch romantische Gässchen und eine atemberaubende Berglandschaft. Im Heididorf angekommen, hat man das Gefühl, eine Zeitreise in die Vergangenheit hinter sich zu haben.


Johanna Spyri (Bild: © Zentralbibliothek Zürich)

Hier fühlt man sich, als wäre man direkt in das Leben Heidis hineingestiegen. Heidihaus und Geissenstall lassen die Atmosphäre der Bücher lebendig werden. Der interessierte Besucher kann das Dorfmuseum besuchen, im Dorfladen einkaufen oder sich einen Heidi-Sonderstempel auf der örtlichen Poststelle holen. Und für das richtige Heidi-Feeling dürfen natürlich die Tiere nicht fehlen.

Der Wiss- und Wanderbegierige kann sich anschliessend auf den Heidi-Erlebnisweg begeben, der auf Alpöhis Alp in der Höhe von 1233 Metern über dem Meeresspiegel endet. Wem der Weg auf die Alp hinauf, der in 12 Stationen spielerisch Heidis Geschichte erzählt, zu beschwerlich ist, kann am Johanna-Spyri-Denkmal, haltmachen. Unterwegs kommt er an einem Restaurant vorbei. Es befindet sich in Schloss Brandis innerhalb einer malerischen Schlossanlage. Das Schloss wurde bereits im 13. Jahrhundert gebaut.

Die Heidi-Romane – Meilensteine der Schweizer Literaturgeschichte

Johanna Spyris literarischer Ruhm basiert auf den beiden Romanen „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ sowie „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“. Schon bald nach ihrem Erscheinen waren die Kinderbücher ausserordentlich erfolgreich, und dieser Erfolg hält bis heute unvermindert an. Über 50 Millionen verkaufte Exemplare und Übersetzungen in circa 50 Sprachen sprechen für sich. Filme, Musicals und Hörspiele nach Motiven der Heidi-Bücher waren Folgen des literarischen Erfolgs.

In den letzten Jahren fanden immer wieder Aufführungen durch den Verein Heidi Freilichtspiele statt. Im Jahr 2013 wurde das Freilichtspiel „Heidi – wieder daheim“ in Maienfeld aufgeführt. In 18 Vorstellungen liessen sich über 6000 Besucher dieses kulturelle Highlight nicht entgehen.

Bei dieser Erfolgsgeschichte nimmt es nicht wunder, dass sich 1999 die Heidi-Stiftung mit Sitz in Maienfeld gegründet hat. Unter der Massgabe des Naturschutzes und der Kulturförderung hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die authentischen Örtlichkeiten der Heidi-Geschichten zu er- und unterhalten.

Neben der Pflege der Örtlichkeiten hat sich die Stiftung auf ihr Banner geschrieben, zur weiteren Verbreitung der Heidi-Bücher beizutragen. Aus diesem Grund kümmert sie sich um die Verwaltung der Werbemassnahmen und die Förderung von Literatur rund um Heidis Geschichte.

Mit ihren Geschichten um das unverfälschte Naturkind Heidi hat Johanna Spyri nicht nur einen äusserst wertvollen Beitrag zur Schweizer Literatur- und Kulturgeschichte geleistet. Gerade in unserer heutigen globalisierten und funktional-hektischen Welt befriedigen diese Romane das Bedürfnis nach Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Heimat- und Naturverbundenheit – Heidi ist Legende und Kult gleichermassen.



Das verklärte Bild, das nicht wenige Ausländer von der Schweiz haben, geht oft auch auf die Lektüre von Johanna Spyris Büchern zurück. Japaner und Nordamerikaner scheinen für diese leicht klischeehaften Vorstellungen besonders empfänglich zu sein. Erfüllt von durch die Heidi-Bücher genährten Erwartungen strömen Scharen von Touristen zu den Originalschauplätzen. Und diesen Erwartungen versucht man im Heidi-Land in Graubünden – nicht ohne Erfolg – gerecht zu werden.

 

Oberstes Bild: © CC BY-SA 3.0

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