Ausgehtipp: Die Luzerner Fasnacht
VON Romy Schmidt News
Zweifelsohne der grösste, jedes Jahr stattfindende Anlass in der Stadt Luzern ist die Luzerner Fasnacht. Für die Luzerner selbst ist die Fasnacht ein Muss, wobei sie nicht müde werden, zu betonen, dass sie die wohl lauteste und farbenfroheste Fasnacht in der ganzen Schweiz ihr Eigen nennen.
Natürlich zieht dieses Event auch zahlreiche Touristen und Besucher nach Luzern, die während der sechs Fasnachtstage nicht nur feiern, lachen und geniessen, sondern auch mit den gängigen Vokabeln wie Bruder Fritschi, Monsterkorso, Zünfte, Vereinigte, Tagwach, Schmutziger Donnerstag, Urknall und Usgüüglete schnell vertraut gemacht werden.
Trotz der jährlichen Durchführung der Luzerner Fasnacht und der landläufigen Meinung ist sie kein zentral organisiertes Event. Vielmehr leisten diverse Organisationen und zahlreiche Personen ihre Beiträge, und zwar mehr oder weniger unabhängig voneinander. So beschreiben die Luzerner selbst ihre Fasnacht als grösstenteils unorganisiert und kaum strukturiert, vergleichen das Event jedoch mit einem Virus, das sich schnell verbreitet. Grundsätzlich ist die Luzerner Fasnacht nicht nur für Einheimische ein abwechslungsreiches Erlebnis, sondern auch all den Touristen zu empfehlen, die sich beispielsweise auch in Deutschland für die Fasnacht begeistern können. Ohne Zweifel sind die Tagwach, der Monsterkorso und die Guggenmusiken einen Besuch wert.
Das exakte Datum der Luzerner Fasnacht
Das genaue Datum der jährlichen Fasnacht zu berechnen, ist relativ kompliziert. Dabei richtet sich die Luzerner Fasnacht nach der viele Jahrhunderte alten katholischen Fasnacht. Bereits im Jahr 325 wurde auf dem Konzil von Nizza das Osterfest auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsanfang festgelegt. Der Sonntag vor dem Ostersonntag ist der sogenannte Palmsonntag. Geht man von diesem abermals um 40 Tage, nämlich die Fastenzeit, zurück, dann hat man das exakte Datum des Aschermittwochs. Die Fasnachtstage sind nun die Tage vor dem Aschermittwoch, zu denen neben dem Schmutzigen Donnerstag auch der Güdismontag sowie der Güdisdienstag gehören. Mit anderen Worten: Ostersonntag ist der Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem Frühlingsanfang. Der Palmsonntag ist der Sonntag vor Ostern und 40 Tage vor dem Palmsonntag liegt der Aschermittwoch, mit dem die Fastenzeit beginnt. Der Fasnachtsbeginn ist wiederum der Donnerstag vor dem Aschermittwoch, der sogenannte Schmutzige Donnerstag. Entsprechend beginnt die Luzerner Fasnacht in diesem Jahr am 12. Februar und endet am 17. Februar.
Die Geschichte der Fasnacht in Luzern
Historisch geht die Luzerner Fasnacht auf die Figur des Bruder Fridolin, kurz Fritschi, zurück. Nachweislich wurde die Bezeichnung Fritschi zum ersten Mal im Jahr 1443 verwendet. Wahrscheinlich handelte es sich bei Bruder Fridolin ursprünglich um den heidnischen Frühlingsgott, der als Symbol der Fruchtbarkeit und des Lichts verehrt wurde. In der Chronik des Stadtschreibers von Luzern, Diebold Schilling, aus dem Jahr 1513 findet sich die älteste Abbildung Fritschis. Zu sehen ist er dort als Mann mittleren Alters mit schwarzen Bart und einer Maske. Heutzutage hat sich dieses Bild jedoch verkehrt, denn die meisten Fritschimasken stellen zahnlose Greise dar. Zudem wurde der Fritschizug früher als auch als Brautlauf Fritschi bezeichnet, heute wird auf die Fruchtbarkeit lediglich durch das Fritschikind, welches die Fritschimagd trägt, Bezug genommen.
Um das Jahr 1600 wird der Fritschizug vom damaligen Stadtschreiber Renwart Cysat als Waffen- und Harnischschau beschrieben, die der Kriegsheld Fritschi anführt. Bereits damals wurde der traditionelle Fritschibrauch von der wehrfähigen Safranzunft betreut. In den folgenden Jahrhunderten avancierte der Umzug in eine eher historische und volkskundliche Schau, zu deren Abschluss Fritschi und dessen Familie auf einem bunt geschmückten Wagen tanzen. Obwohl sich dieser Brauch bis heute gehalten hat, wurde aus der vormals patriotisch-historischen Schau ein heute eher humorvoll und satirisch anmutender Fasnachtsumzug.
Die Bedeutung des Fasnachtsvokabulars
Die Bezeichnung „Schmutziger Donnerstag“ leitet sich vom Wort „Fett“ ab. Demnach bedeutet „Schmutz“ im Dialekt „Fett“, so dass es eigentlich „Fetter Donnerstag“ heissen müsste. Bereits im Mittelalter durfte auf den Bauernhöfen in den letzten Wochen des Winters die sogenannte Metzgete nicht fehlen. Die fetten Würste wurden mit Zigerkrapfen sowie Fasnachtsküechli und Schenkeli zum Nachtisch verzehrt. Alles in allem eine enorm kalorienreiche Kost, durch die sichergestellt werden sollte, dass der Körper über ausreichend Reserven für die kommende Fastenzeit verfügt.
Die Namen „Güdismontag“ und „Güdisdienstag“ sind von „Güdel“ abgeleitet, was so viel wie Bauch, Magensack oder Wanst bedeutet. An diesem Tagen füllten sich die Menschen vor der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern noch einmal so richtig ihren Bauch.
Die Fasnachtsumzüge in Luzern
Der grösste der Luzerne Fasnachtsumzüge findet jedes Jahr am Nachmittag des Schmutzigen Donnerstags statt. An diesem Tag können Einheimische und Touristen den traditionellen Fritschiwagen bestaunen, auf dem sich das Fritschipaar Platz genommen hat und der den Abschluss des Umzuges bildet. Zudem präsentieren sich auf dem Umzug zahlreiche Guggenmusikgruppen und die Luzerner Zünfte. Die Wagen sind mit klassischen, aktuellen oder fantasievollen Motiven verziert, die oftmals politische Thesen und Standpunkte humorvoll thematisieren.
Ein weiterer, etwas kleinerer Umzug, dessen Ablauf relativ ähnlich ist, findet am Güdismontag statt, dessen Abschluss vom Wey-Frosch, dem Symbol der Wey-Zunft, gebildet wird. Vormals oblag die Organisation dieser beiden Umzüge zwei unterschiedliche Zünften. Mittlerweile hat man sich jedoch auf eine gemeinsame Organisation verständigt, weshalb sich beide Fasnachtsumzüge nur noch in ihren Details unterscheiden. Allgemein scheint der Umzug am Güdismontag etwas ruhiger zu sein, dies liegt aber wahrscheinlich daran, dass die Fasnächtler bereits seit dem Schmutzigen Donnerstag ausgiebig feiern.
Abgeschlossen wir die Luzerner Fasnacht mit dem Monsterkorso am Güdisdienstag. Dann treffen sich abends alle Guggenmusiken, die sich unter dem Dachverband der Vereinigten Guggenmusiken von Luzern zusammengeschlossen sind, und ziehen gemeinsam bei fröhlicher Stimmung, lauter Musik und mit zahlreichen Lichtern durch die Gassen der nächtlichen Altstadt von Luzern. Am Aschermittwoch ist dann bekanntlich alles vorbei und der Alltag kehrt auch in Luzern wieder ein.
Fazit
Bei der Luzerner Fasnacht handelt es sich aufgrund ihrer Vielgestaltigkeit und Eigenart, den kakophonischen Rhythmen und dem ekstatischen Tanz, den innerschweizerischen Fasnachtsbräuchen sowie ihrer historischen Entwicklung ohne Frage um ein einmaliges Event. So ist es nicht verwunderlich, dass die Fasnacht in Luzern jedes Jahr mehr Besucher, und zwar aus dem In- und dem Ausland anlockt. Auch wenn diese Entwicklung einige der echten Fasnächtler aus Luzern mit Unbehagen beobachten, da sie befürchten, dass ihre farbenfrohen, prachtvollen Fantasiefiguren am Reussquai irgendwann in der Masse staunender und fotografierender Touristen untergehen, freuen sich die meisten Luzerner darauf, ihre Fasnacht mit Einheimischen und Fremden gemeinsam zu begehen.
Oberstes Bild: © Subbotina Anna – shutterstock.com