Ausstellungsreview: Das „Blumenreich“ der Alten Ägypter im Antikenmuseum Basel

Die Sonderausstellung „Blumenreich – Wiedergeburt in Pharaonengräbern“, die im Antikenmuseum Basel vom 3.September 2014 bis zum 29. März 2015 gezeigt wurde, war ein Besuchermagnet.

Organisiert wurde die Schau vom Antikenmuseum Basel in Kooperation mit dem Musée d’ethnographie Neuchâtel, dem Museum August Kästner in Hannover sowie dem Botanischen Institut der Universität Zürich.

Im Mittelpunkt der Ausstellung zwischen Archäologie und Botanik stand ein aufmerksamkeitserregender Fund, nämlich 17 im Keller des Instituts für Systematische Botanik der Universität Zürich entdeckte Blumenpräparate aus dem Alten Ägypten. Bei diesen Exponaten handelt es sich um Blumenschmuck, der auf Mumien von Pharaonen niedergelegt worden war und wohl aus dem 16. bis 13. Jahrhundert v. Chr. stammt. Georg Schweinfurth, ein deutscher Botaniker, hatte die Blumenpräparate im Jahr 1881 bei Ausgrabungen in einem Königsmumienversteck gefunden, die Überreste konserviert und einige der Überreste dem Botanischen Museum Zürich geschenkt. Allerding gerieten die mehrere Jahrtausende alten Blumen irgendwann in Vergessenheit und wurden erst wiederentdeckt. Im folgenden Artikel werden die Ausstellung, einige ihrer Exponate sowie Wissenswertes zum Einsatz von Blumen und Pflanzen bei Begräbnisfeiern und ihre Rolle im Totenkult der Alten Ägypter näher beleuchtet.

Die Alten Ägypter glaubten an ein Leben nach dem Tod

Anders als die Ägypter waren die Alten Griechen dem Diesseits zugewandt, und zwar von ihrer gesamten Wesensart her. Entsprechend konnten sie dem Jenseits nur wenig abgewinnen. Betrat ein Grieche nach seinem Tod die Unterwelt, also den Hades, war er gefangen in einer Welt geprägt von nebulöser Finsternis in der die Toten traurigen Schatten gleich ruhelos umherwandelten. Nahezu konträr stellten sich dagegen die Alten Ägypter das Jenseits vor, denn sie glaubten an ein Leben nach dem Tod. In ihren Augen hatte der Tod den Sinn der Verjüngung und der Regeneration. Ein eindeutiges Indiz für diese Vorstellungen ist ein paradoxer Aphorismus, der in einer religiösen Spruchsammlung, die zu den ältesten der Menschheitsgeschichte zählt, nämlich den Pyramidentexten, zu finden ist. Dort steht geschrieben: „Du stirbst, damit du lebst“. Symbolisch garantiert wurde ein Leben nach dem Tod durch diesseitige Erscheinungen. So waren für die Alten Ägypter einerseits der Lauf der täglich wiederkehrenden Sonne und andererseits die sich jedes Jahr aufs Neue regenerierende Vegetation eindeutige Zeichen dafür, dass der Tod nicht etwa das Ende, sondern vielmehr einen Neuanfang bedeuten musste. Aufgrund dieser Vorstellungen schrieben die Alten Ägypter Blumen und Pflanzen im Rahmen ihrer Bestattungsrieten grosse Bedeutung zu.

Während im christlich geprägten Abendland die Trauerfloristik als Symbol der Verbundenheit der Hinterbliebenen mit den Verstorbenen dient, versinnbildlichten Blumen und Pflanzen für die Ägypter die Regeneration und die Wiedergeburt des Toten. Zudem schützten Blumen, so zumindest die ägyptisch-griechische Deutung, die Verstorbenen auf ihrer letzten Reise vor bösen Geistern.

Hintergrund: Das Menschenbild der Alten Ägypter

Um nachvollziehen zu können, wie die Menschen im Alten Ägypten mit dem Tod umgingen und sich das Leben im Jenseits vorstellten, ist es notwendig, ihr Menschenbild zu berücksichtigen. Anders als heute verstanden die Ägypter den Menschen nicht als ein Wesen bestehend aus einem sterblichen Körper und einer unsterblichen Seele. Das altägyptische Menschenbild zeugte von weitaus mehr Komplexität, denn der Mensch bestand für sie aus fünf Teilen. Diese wurden differenziert in vier persönliche Teile, d. h. den Ba, Körper, Schatten und Namen, und in einen unpersönlichen Teil, d. h. den Ka. Während die unpersönlichen Teile entweder wie der Körper und der Name örtlich gebunden oder frei beweglich, nämlich der Ba und der Schatten sind, umfasst der Ka die gesamte abstrakte Lebenskraft eines Menschen. Allerdings verfügen auch Statuen, Tiere und Götter über das Ka. Beim Ba handelt es sich dagegen um ein frei bewegliches, individuelles Seelenelement, das von einem Vogel mit Menschenkopf symbolisiert wird.


Das Menschenbild der Alten Ägypter (Bild: © mountainpix – shutterstock.com)

Sind diese fünf Wesensteile eines Menschen beieinander, lebt er. Wird dagegen einer von ihnen entweder sehr stark geschwächt oder sogar dauerhaft von den anderen entfernt, so stirbt der Mensch.

Entsprechend ist es für ein Leben im Jenseits über den körperlichen Tod eines Individuums hinaus unerlässlich, alle Wesens- oder Seelenelemente entweder zusammenzuhalten oder aber immer wieder zusammenzuführen. Aus diesem Menschenbild resultiert für die Alten Ägypter die Notwendigkeit der Mumifizierung des physischen Körpers, denn nur so kann er unbeschadet erhalten werden, der Bewahrung des Namens des Toten, der Stärkung des Ka durch Opfergaben sowie der Bestimmung eines Ortes, an dem sich der Schatten und der Ba mit der Mumie im Grab wiedervereinigen können.

Die Jenseitsvorstellungen

Um die Jenseitsvorstellungen der Alten Ägypter nachvollziehen zu können, ist ein basales Verständnis des ägyptischen Weltbildes von elementarer Bedeutung. Die Ägypter gingen davon aus, dass die Schöpfung der Welt den Prinzipien der Ordnung und Differenzierung, d. h. der Maat, folgte. Ausschliesslich innerhalb dieses Systems hielten sie ein Sein beziehungsweise Leben für möglich. Ausserhalb dieses Konstruktes herrschte das Nicht-Sein, das auch als Chaos bezeichnet wurde.

Die ewige Welt unterteilten die Alten Ägypter in drei Bereiche des Seins: den Bereich der Götter im Himmel, den Bereich der diesseitigen Menschen auf der Erde und den Bereich der jenseitigen Menschen in der Unterwelt. Allerdings existieren diese vom Prinzip der Maat durchdrungenen Bereiche nicht vollkommen losgelöst voneinander, sondern sind – teils temporär, teils vollkommen – miteinander verknüpft.

Der Tod im Alten Ägypten

Der Tod war für die Alten Ägypter etwas nicht Naturgemässes, denn sie stellen, analog zur Ewigkeit der Welt, auch an das menschliche Dasein einen Ewigkeitsanspruch. Mit anderen Worten: Die Alten Ägypter gingen davon aus, dass der Tod abgewendet werden kann. Besonders deutlich wird diese Vorstellung im sogenannten Osiris-Mythos, denn auch Osiris überwand den physischen Tod und existierte im Jenseits weiter. Im damals allgegenwärtigen Jenseitsglauben wurde zwischen zweiten Todesarten differenziert: Während als Tod einerseits das Nichtfunktionieren eines lebendigen Körpers, wozu auch Krankheit und Isoliertheit sowie die sich aufgrund geografischer Lage basierende körperliche Abwesenheit, denn die Ägypter setzten ihr Reich mit der realen Welt gleich, zählten. (Vgl.: Klaus Koch: Geschichte der ägyptischen Religion. Stuttgart: Kohlhammer, 1993, S. 88.) Andererseits setzten sie den Tod mit der Nichtexistenz des Seins gleich und diese Art erschien den Alten Ägyptern als der wahre, tatsächliche Tod. Eine Nichtexistenz des Seins ist, so dachten sie, beispielsweise dann möglich, wenn die jenseitige Form wie etwa das Ka gefangen genommen oder zerstört wird. Daneben war der tatsächliche Tod auch dann möglich, wenn das Jenseitsgericht ein Negativurteil fällte, dessen Folge die Nichtexistenz sein konnte.


Der Tod war für die Alten Ägypter etwas nicht Naturgemässes. (Bild: © Andrea Izzotti – fotolia.com)

Aus diesem Grund war es das Ziel aller Ägypter, den Tod im zweiten Sinne mit allen Mitteln zu verhindern, weshalb sich ein ausgeprägter Totenkult entwickelte. Dieser bestand aus fünf Aspekten, die zum Erhalt des Lebens beziehungsweise dem Eintritt in ein jenseitiges Leben führen sollten, nämlich:

  1. der Mumifizierung, da lediglich ein intakter Körper das jenseitige Leben ermöglichte
  2. dem Grabbau
  3. der Grabausstattung sowie den Grabbeigaben
  4. dem Begräbnis und
  5. dem Totendienst

Nach dem Tod, so die damals verbreitete Vorstellung, werden die Persönlichkeit und die Körperlichkeit ins Jenseits transferiert. Allerdings ändern sich sowohl die äussere Form als auch deren Inhalt, was als Weiterentwicklung beziehungsweise Erweiterung angesehen wurde. Eine derartige Weiterentwicklung gipfelt im Idealfall in einer Gottesgleichheit.

Wissenswertes zum Totenkult

Die Alten Ägypter nahmen an, dass das Jenseits mit dem Diesseits vergleichbare Strukturen aufweist. Deshalb waren sie noch zu Lebzeiten bestrebt, ihre ideelle und materielle Versorgung nach ihrem Tod zu gewährleisten und Sorge dafür zu tragen, dass ihre physischen Fähigkeiten erhalten, bestenfalls sogar noch ausgebaut wurden. Hierfür sorgte insbesondere die magisch-materielle Ausstattung, die den Toten als Grabbeilage mitgegeben wurde. Weil der Tod als eine Form sozialer Isolation verstanden wurde, kommt dem Totenkult eine elementare Funktion zu. So waren sich die Alten Ägypter sicher: Nur wer den Lebenden im Gedächtnis bleibt und in diesem auch weiterhin besteht, kann auf ein Leben im Jenseits hoffen. Der Historiker Jan Assmann fasst dies mit folgenden Worten zusammen: „Einer lebt, wenn sein Name genannt wird“. (Vgl.: Jan Assmann: Tod und Jenseits im alten Ägypten. München: Beck, 2003. S. 59.) Durch das Erinnern an den Toten wird er wieder in die Gemeinschaft eingebunden. Neben dieser sozialen Sphäre existiert allerdings auch eine physische Sphäre, deren Gewährleistung mit Hilfe materieller Güter erfolgt, so dass die Versorgung im Jenseits sichergestellt ist. Waren diese beiden Voraussetzungen, auch als Prinzip der Konnektivität bezeichnet, erfüllt, erhofften sich die Alten Ägypter ein Leben nach dem Tod. War dies dagegen nicht der Fall, herrschte das Prinzip der Diskonnektivität, das als todbringend von allen gefürchtet wurde.



Florale Elemente begleiteten die Begräbnisfeiern im Alten Ägypten

Nach der Mumifizierung der Toten brachten die Alten Ägypter deren Körper in eine spezielle Halle, um sie einzubalsamieren. Noch bevor die Totenfeier beginnen konnte, wurde vor allem in Theben in Oberägypten der Nil überquert. Hierfür wurde der mit Blumen geschmückte Sarg, begleitet von der Familie des Toten, auf einer Barke auf die andere Seite des Nils überführt. Zudem folgten zahlreiche weitere Barken mit den entfernteren Verwandten sowie Freunden und anderen Trauernden, die zudem mit allen notwendigen Opfergaben und Blumen beladen waren. Genau an diesem Punkt, nämlich der facettenreichen floralen Ausstattung und Symbolik ägyptischer Begräbnisse und Totenfeiern, knüpfte die Ausstellung „Blumenreich im Antikenmuseum Basel an. Möglich machte dies die Wiederentdeckung der 16 Blumenpräparate bei Umzugsarbeiten im Depot des ehemaligen Botanischen Museums der Universität Zürich. Entdeckt wurde der Blumenschmuck in einem grossen Thebener Mumienversteck im Jahr 1881 vom deutschen Botaniker Georg Schweinfurth. Seiner Entdeckung widmete der Afrikaforscher Schweinfurth im Jahr 1884 die Schrift „Der Blumenschmuck ägyptischer Mumien“, in der er den Mumienfund aus dem Jahr 1881 sowie die botanischen Grabbeigaben thematisiert. 

Der Blumenschmuck ägyptischer Mumien

Der Brauch Verstorbenen Pflanzen und Blumen mit ins Grab zu legen, geht weit bis in die Vorgeschichte, also bis ins Alte Ägypten, zurück. Zu Beginn handelte es sich bei diesen Grabbeilagen vorrangig um Nahrungsmittel, damit die Versorgung des Verstorbenen im Jenseits sichergestellt war. Allerdings befand sich bereits in einem Grab aus El Omari, das aus prädynastischer Zeit stammt, Blumenschmuck. Dabei handelte es sich um Zweige des aromatisch duftenden und gelb blühenden Flohkrautes „Pulicaria undulata“ aus der Familie der Korbblütler. Im Alten Reich kam schliesslich Papyrusstängeln, an welchen oftmals Lotusblüten befestigt wurden, eine bedeutende Rolle bei der der Ausstattung von Begräbnissen zu. Interessant ist, dass dieser Brauch die gesamte Zeit des Alten Ägyptens, nämlich vom Alten Reich bis in die ptolemäische Zeit, überdauert hat. Allerdings ist es erstaunlich, dass von diesen Papyrusstängeln nur sehr wenige erhalten sind. So existieren lediglich datierte Funde aus Tanis, Deir el Medineh und Armana. Nicht datierbare Funde von Papyrusstängeln sind beispielsweise aus Theben bekannt. Die Thebener Stängel haben eine Länge von 1,66 und 1,78 Metern und befinden sich mittlerweile im Ägyptischen Museeum in Berlin. (Vgl.: Renate Germer: Pflanzlicher Mumienschmuck und andere altägyptische Pflanzenreste im Ägyptischen Museum. In: Forschungen und Berichte, Bd. 28, 1990. S. 7.)


Diese Exponate gehörten zu den Highlights der Ausstellung „Blumenreich“ (Bild: © Ruedi Habegger – Antikenmuseum Basel)

Georg Schweinfurth selbst beschreibt die Blumen- und Pflanzenfunde, die er im Jahr 1881 machte, mit den folgenden Worten: „Dieser großartige Gräberfund hat für die Kenntniß des Culturlebens der alten Aegypter eine besondere Bedeutung durch die Fülle von natürlichem Blumenschmuck, der an den Mumien angebracht war und der sich in so vollkommener Weise erhalten hat, daß die botanische Untersuchung der dreitausendjährigen Blatt- und Blüthentheile nichts zu wünschen läßt. In mannigfaltiger Gestalt haben sich pflanzliche Reste aus dem ägyptischen Alterthum bis auf unsere Tage erhalten. Zunächst sind dieselben zahlreich unter den Opfergaben vertreten, die mit dem Sarge in die Grabkammer eingeschlossen und […] in Körben und anderen Behältern niedergesetzt wurden. Auf diese Weise wurde bisher eine Menge von Früchten (Feigen und Sykomoren, Granatäpfel und Weintrauben, Pinienzapfen, Datteln, Dom- und Argunpalmfrüchte etc.) erhalten […]“. (Georg Schweinfurth: Der Blumenschmuck ägyptischer Mumien. In: Die Gartenlaube, Heft 38, Leipzig, 1884. S. 228f.)

Blumenschmuck gehörte auch in der Levante seit jeher zu zeremoniellen Anlässen

Ebenso wie im Alten Ägypten gehört Blumenschmuck seit mehr als 12ʼ000 Jahren auch in vielen anderen Kulturen zu zeremoniellen Anlässen. Belegt wird dies zum Beispiel durch wissenschaftliche Funde von Pflanzenabdrücken in Gräbern in der Levante. So haben die Menschen bereits vor Jahrtausenden – und damit früher als oft angenommen – Gräber mit Blumenschmuck versehen. Forscher der Nationalen Akademie der Wissenschaften in den USA (PNAS) fanden bei Untersuchungen in Israel heraus, dass dort bereits vor 12ʼ700 Jahren die Grabstätten mit Blumen ausgelegt wurden. Auch gehen die Wissenschaftler davon aus, dass durch florale Totenzeremonien das Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe gefördert wurde.

Zudem untersuchte eine Forschergruppe von der Universität in Haifa Gräber aus der Kultur der Natufien. Deren Kultur begann vor circa 15ʼ000 Jahren in der Levante, also den Ländern des östlichen Mittelmeeres. Die Wissenschaftler um Dani Nadel stellten bei ihren Untersuchungen fest, dass die Angehörigen dieser Kultur die ersten waren, die in dieser Region zur Bestattung der Toten Friedhöfe angelegt hatten. Einer der Friedhöfe befindet sich im israelischen Carmel-Gebirge in der Ragefet-Höhle. Dort entdecken die Forscher sowohl Einzel- als auch Doppelgräber und 29 Skelette. Nach eingehender Analyse von vier Gräber datierten die Wissenschaftler sie auf ein Alter von 13ʼ700 bis 11ʼ700 vor Christus. 



Die Gräber weisen Abdrücke von Pflanzen auf

Interessant ist vor allem, dass die Forscher in den Gräbern zahlreichen Pflanzen- und Blumenabdrücke fanden. Die Abdrücke deuten darauf hin, dass die Grabeinfassungen damals mit Pflanzen ausgelegt wurden. Unter den Blumen- und Pflanzenabdrücken finden sich beispielsweise Braunwurzgewächse, Minze und Salbei. Dabei lässt sich anhand einiger Pflanzen erkennen, dass das Begräbnis im Frühjahr stattgefunden haben muss, denn es wurden vorrangig aromatische und äusserst farbenprächtige Blumen verwendet. Bemerkenswert ist, dass sich die Pflanzen- und Blumenabdrücke ausschliesslich in den Gräbern finden, denn die anderen Bereiche der Höhle weisen keine Abdrücke auf.

Daneben konnten die Forscher auch in vom Friedhof entnommenen Bodenproben zahlreiche Phytolithen nachweisen. Bei diesen handelt es sich um Strukturen aus Siliziumdioxid, welche sich im Inneren der Pflanzenzellen bei bestimmten Pflanzenarten im Laufe ihres Lebens ablagern. Ist die Pflanze abgestorben und verrottet, bleiben die Phytolithe dennoch im Boden zurück und sind auch viele Jahrtausende später noch nachweisbar.

Grundsätzlich, so die These der Forscher, könnte die Nutzung von Pflanzen und Blumen bei Beerdigungen sowie anderen sozialen Anlässen als ein probates Mittel fungiert haben, um die Soliarität innerhalb der Gruppe zu forcieren, soziale Spannungen zu reduzieren und die Gruppenidentität zu stärken.

Diese Exponate gehörten zu den Highlights der Ausstellung „Blumenreich“

Natürlich wurden neben den in Tischvitrinen präsentierten, bedauerlicherweise in Vergessenheit geratenen und in der Zwischenzeit etwas ausgebleichten Blumenpräparaten, noch zahlreiche weitere Exponate im Antikenmuseum in Basel gezeigt. Dabei nahmen fast alle Stücke Bezug auf die Jenseitsvorstellungen der Alten Ägypter. So hatten Besucher die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Objekte wie beispielsweise mit Blumenmotiven bemalte Sarkophage, Leihgaben des Musée d’ethnographie in Neuchâtel, Objekte in Blumen- und Fruchtgestalt, Leihgaben des Museums August Kestner in Hannover sowie ein Modell des begehbaren und mit Pflanzendarstellungen versehenen Nachbaus der Grabkammer des Sennedjem zu bestaunen.

Diese Grabkammer ist nicht nur eine der schönsten erhaltenen ganz Ägyptens, ihr Fund war auch eine äussert glückliche Fügung für die Archäologie. Forscher entdeckten die Grabkammer des im 13. Jahrhundert v. Chr. lebenden Sennedjem am westlichen Nilufer der heutigen Stadt Luxor in der Nekropole der Künstler und Arbeiter. Zu dieser Zeit hatten sich die Vorstellungen der Ägypter über das Jenseits bereits dahingehend modifiziert, dass die Grabkammer als Abbild der Unterwelt gesehen wurde und nicht mehr als Haus der Toten galt. Das in der Ausstellung präsentierte Modell zeigt eine Rekonstruktion der oberirdischen relativ grossen Grabanlage. Als besonders beeindruckend können die umfangreichen Pflanzendarstellungen, die die nachgebaute Grabkammer schmücken, genannt werden.


Das in der Ausstellung präsentierte Modell zeigte eine Rekonstruktion der oberirdischen relativ grossen Grabanlage des Sennedjem. (Bild: © Ruedi Habegger – Antikenmuseum Basel)

Zudem konnten Interessierte ein rundplastisches Bronzewerk, das das Sonnenkind auf einer Lotusblüte abbildet und aus der Zeit zwischen dem sechsten und vierten Jahrhundert v. Chr. stammt, bewundern. Bei diesem Exponat wurde die tägliche Wiedergeburt der Sonne ikonografisch umgesetzt. Ein weiteres interessantes Stück, das zur Bereicherung der Schau beitrug. ist ein Uschebtikasten aus Holz, der mit der Abbildung des Nachtdjehuti und seiner Gemahlin Nefermahi, die in ihrer linken Hand eine Lotusblüte hält, verziert ist. Bestaunt werden konnte auch ein faszinierendes Malereifragment aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. Dieses Fragment, das aus der 18. Dynastie stammt, stellt Ahmes-Nefertari dar. Die auffallend dunkle Hautfarbe der Figur wurde, davon gehen die Forscher aus, zweifelsohne bewusst gewählt, denn sie verweist auf den fruchtbaren, schwarzen Nilschlamm und zeichnet Ahmes-Nefertari darüber hinaus aufgrund ihrer Regeneration im Jenseits als vergöttlicht aus.

Abgerundet wurde die Ausstellung durch vielfältige Informationen zur faszinierenden Pflanzen- und Blumenwelt im Alten Ägypten – angefangen beim Papyrus über den Granatapfel, die Weintraube, Sykomoren und Palmen bis hin zum Lotus. So prägten all diese Pflanzen und Blumen den Alltag der Ägypter auf verschiedenste Art und Weise, waren in diesen integriert und keinesfalls aus ihm wegzudenken, weshalb sie über die Jahrtausende hinweg in grossen Mengen kultiviert wurden.

Entsprechend überzeugte die Sonderausstellung durch die Bereitstellung umfangreichen Wissens, so dass sich Besucher sowohl eingehend über die faszinierende Blumen- und Pflanzenwelt im Alten Ägypten als auch tiefgründig über die Jenseitssymbolik der Ägypter informieren konnten. Abschliessendes Highlight der Schau waren verschiedene Duftstationen, durch die das Blumenreich der Alten Ägypter wieder zum Leben erweckt und sinnlich erlebbar gemacht wurde, wodurch für ein ganzheitliches Ausstellungserlebnis gesorgt wurde.

 

Oberstes Bild: © Ruedi Habegger – Antikenmuseum Basel

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