Storytelling und Eventdesign: Ihr Event als Highlight

Grösser, schriller, lauter. Das ist es, womit Events inzwischen versuchen, uns von ihrer Einzigartigkeit zu überzeugen. Die Band „Die Antwoord“ hatte eine andere Lösung, um die Teilnehmer emotional aufzuladen.

Anfang des Jahres 2015 hatte die Band „Die Antwoord“ ein Konzert in Frankfurt am Main geplant. Der Ansturm war für die Veranstalter überraschend, und so musste kurz vor der Veranstaltung die Location gewechselt werden – in das nahegelegene Offenbach. Offenbach ist für die Frankfurter „die verbotene Stadt“ und wird im Städte-Derby gerne als „der kleine Bruder“, den keiner kennenlernen möchte, abgetan. Doch genau dort fand nun das Event statt.

Dort angekommen, war erst einmal alles wie auf einem normalen Event: Jacken und Mäntel, die aufgrund von Temperaturen um den Gefrierpunkt mehr als nötig waren, wurden an der Garderobe abgegeben. Jetzt begann der Kampf um die Plätze: Sitz- oder Stehplatz? Irgendwann ist das Alter erreicht, wo Sitzplätze das Event aufwerten. Als Eventdesigner hat das noch einen anderen Vorteil: Das Event mit seinen Inszenierungen kann mit mehr Ruhe wahrgenommen werden. Also entschieden wir uns für Sitzplätze.

Inmitten von Leuten, die im Schnitt 30 Jahre älter waren – wir wunderten uns bereits über die diversifizierte Fanbase –, stieg dann die Stimmung an. So, wie man es von einem Konzert gewohnt ist.

20:00 Uhr – die Lichter gehen aus.

Nichts passiert. Minuten vergehen. Die Menge ist unsicher, wie sie diesen Moment verstehen soll. Vereinzelt versuchen Leute, mit „Jetzt geht’s los“ das Event zum Start zu bewegen – ohne Erfolg.

20:04 Uhr – Musik beginnt. Ein epischer Chor und Musik, die zur eigentlichen Musikrichtung der Band in keiner Weise passt.

Die Zuschauer sind noch mehr verunsichert. Der gottesgleiche Chor spielt und scheint kein Ende zu nehmen. Ein Flüstern geht durch die Menge – die aufgeheizte Stimmung ist auf Messers Schneide und droht in „genervt“ umzuschwingen.

20:10 Uhr – sehr tiefer Bass tritt ein.

Die Menge vibriert mit dem Bass, er erzeugt Ehrfurcht. Niemand will den Moment stören, denn die Musik untermalt: Hier passiert etwas. Niemals habe ich einen solchen Bass empfunden: Die Hände, meine Lunge und sogar mein Kopf vibrieren. Nicht unangenehm.

20:15 – die Erlösung.

Die Band löst die Spannung und durchschlägt den gordischen Knoten: Gesang, Bass und Tanz in einer atemberaubenden Inszenierung beginnen.

Ein Blick um mich herum: Niemand sitzt mehr!


Geschichten sind die Basis für stimmungsvolle Events. (Bild: © Vadim Ponomarenko – shutterstock.com)

Alles ist Geschichte

Die Inszenierung hat in diesem Fall ihre Wirkung vollkommen entfaltet: Die Zuschauer wurden durch die Inszenierung in den gewünschten Zustand geführt, um im richtigen Moment die Bombe platzen zu lassen.

Menschen können ohne Geschichte nicht überleben. Nehmen Sie sich einen kurzen Moment Zeit und schauen Sie sich das Video an:



Was sehen Sie dort?

Sehen sie vier Striche, zwei Dreiecke und einen Kreis oder haben Sie bereits längst einen Konflikt zwischen zwei Individuen interpretiert?

Unser Gehirn lechzt nach Geschichten – und das seit Anbeginn der Zeit. Bereits unsere Vorfahren haben sich Geschichten erzählt. Früher hatten Geschichten zwei Aufgaben:

  1. Wissen kann in Form von Geschichten besser an die folgende Generation übermittelt werden.
  2. Geschichten helfen, sich als Gemeinschaft zu fühlen.

Je nach Event können beide Aspekte einer Geschichte eine entscheidende Rolle spielen. Workshops und Seminare haben das Ziel, Wissen zu vermitteln, während das „Gemeinschaftsgefühl“ dafür Sorge trägt, dass sich die Teilnehmer gegenseitig helfen.

Wir leben nicht mehr in Höhlen und Wissen kann auf viele Art und Weisen weitergegeben werden. Trotzdem ist unser Verlangen nach Geschichten in den letzten Jahren eher gestiegen denn gefallen: TV, Musik, Computerspiele und Bücher. Wir leben in der Ära der Geschichte und umgeben uns zu jedem Zeitpunkt mit ihren Höhen und Tiefen.

Reality-Shows inszenieren vermeintliche „echte“ Geschichten und schaffen durch ihre „Realität“ das Gemeinschaftsgefühl der In-Group. Millionen von Menschen verfolgen die „Geschichten“ von „Bauer sucht Frau“, „Die Supernanny“ und vielen anderen Formaten. Es gibt Charaktere, es gibt Gut und Böse und es gibt etwas zum „Mitfiebern“.

Waren Sie neugierig, als ich Ihnen die Geschichte des Konzerts erzählt habe? Wollten Sie wissen, worin das Ganze endet? Hat es Sie neugierig auf den Rest des Artikels gemacht? Dann hat die Geschichte Ihren Zweck erfüllt.

Erzählen Sie am Anfang Ihres Events eine Geschichte. Schaffen Sie einen Feind, den es zu besiegen gibt: In einem Seminar kann es Entscheidungsangst sein, für einen Workshop kann es die Untätigkeit sein und bei einem Event ist es die Langeweile.

Dass Sie dafür keine Sprache brauchen, sollten Sie in dem kleinen YouTube-Video gesehen haben. Steht Ihnen Sprache zur Verfügung, dann haben Sie es sogar noch einfacher. Denn Sprache ist nichts anderes als Magie für den Geist.


Geschichten entführen ins Reich der Fantasie. (Bild: © PathDoc – shutterstock.com)

Sprache ist Magie

Jeder von uns kennt mindestens einen Film, in denen Magierinnen und Magier komplexe Zaubersprüche in fremden Sprachen aufsagen. Während Magie im realen Sinne nicht existiert, hat jeder Mensch die Fähigkeit, die Welt der Fantasie zu steuern und zu lenken. Diese „Fanatasiewelt“ oder das „Neverland“, wie es in Peter Pan genannt wird, ist eine Welt, die für jeden Menschen genauso real und unreal ist, wie die echte Welt.

Nehmen Sie sich einen kurzen Moment Zeit und stellen Sie sich vor, dass sie auf einer Wiese liegen. Sie riechen das frische Gras und spüren die warmen Sonnenstrahlen auf Ihrer Haut. Sie atmen tief ein und aus – die vollkommene Entspannung.

Haben Sie etwas davon vor Ihrem geistigen Auge gesehen? Wenn ja, dann habe ich Sie gerade „verzaubert“. Diese einfache Geschichte hat keine gravierende Auswirkung auf Ihr Leben, aber die richtigen Worte können Sie zum Weinen bringen, zum Lachen oder dazu, dass ein ganzes Volk zu Gräueltaten fähig wird …

Geschichten sind die „Programmiersprache“ für den Geist. Wir können nicht in Geschichten denken. Nehmen Sie einmal die letzte Situation, in der Sie zwei Tiere miteinander spielen sahen: Wie schnell hatten beide für Sie menschliche Eigenschaften und ab welchem Punkt entfaltete sich für Sie eine Geschichte zwischen den beiden?


Die Eventpsychologie ist das Fundament jeder Inszenierung. (Bild: © Narcis Parfenti – shutterstock.com)

Eventpsychologie: Geschichten sind der Schlüssel für ein erfolgreiches Event

Als Eventdesigner haben Sie die volle Bandbreite der Inszenierung: Licht, Ton und Video tragen dazu bei, dass Sie jedes Event, jeden Gedanken und jedes Wort mit der perfekten Untermalung präsentieren können. Die Eventpsychologie ist dabei das Fundament dieser Inszenierung. Sie bietet dem Eventmanager die Möglichkeit, neurobiologische Grundlagen zu nutzen, um das Empfinden der Teilnehmer zielgerichtet und punktuell zu beeinflussen.

Passend zum Jahr des Lichtes bringe ich Ihnen folgendes Beispiel mit: Die Universität Mainz hat in einem Experiment herausgefunden, dass der Geschmack von Wein durch die Ausleuchtung des Raumes beeinflusst wird (Quelle). Im Umkehrschluss ist die Frage also: Welches Auswirkungen hat die Umgebung auf die Inhalte Ihres Events?

Die multisensorische Ansprache der Teilnehmer lässt es inzwischen zu, dass wir den Teilnehmer über das Riechen, Schmecken, Fühlen, Hören und Sehen ansprechen können. Der Höhepunkt des Events wird damit im Gehirn auf mehreren Ebenen förmlich „eingebrannt“.

Wenn diese multisensorische Inszenierung jetzt mit einer Geschichte kombiniert wird, dann entsteht ein Elixier, welches jedes Event zu einem unvergesslichen Ereignis macht. Denn dann ist der Teilnehmer an dem Punkt angekommen, dass er eine Veränderung durchlebt – und wenn es nur die unvergessliche Emotion während des Events war.

 

Oberstes Bild: © Gonzalo Aragon – shutterstock.com

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Mehr zu Ben Panther

Ben Panther (M.A. Psychology & Management) ist Inhaber der Event-Agentur „die Eventpanther“, mit der er seit 2009 speziell Seminare und Kongresse durch multisensorische Inszenierung emotionalisiert, intensiviert und optimiert. Seit 2014 ist er mit seiner Vortragstour „Eventpsychologie – das Unsichtbare optimieren“ im deutschen Raum unterwegs und verhilft Eventmanagern wie Veranstaltern, dass sich Gäste noch länger und intensiver an ein Event erinnern.

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