61. Walliser Jodlertreffen in Mörel-Filet (VS) am Grossen Aletschgletscher
belmedia Redaktion Konzerte News
Am 20. August 2022 gaben in Mörel-Filet in der Aletsch Arena den ganzen Tag Alphornklänge, Jodelstimmen und Fahnenschwünge den Ton an. Endlich, denn coronabedingt musste der Jodlerklub Riederalp den Anlass zwei Jahre verschieben.
Das Festmotto des 61. Kantonalen Jodlertreffens lautete: „Fer ins Jodlerhärz“, für das Jodlerhärz, aber auch in das Jodlerhärz. Jodellieder senden Botschaften aus. Das Herz muss sich jedoch öffnen, um diese empfangen zu können. Irmina Imesch-Studer, OK-Präsidentin weist auf die Kraft des Jodelgesangs hin: „Wie heisst es so schön im Lied „Mys Jodlerhärz“ von Daniel Föhn: Sing äs Lied vergiss di Sorge, liechter wird, was Chummer macht. Bischt im Jodlerstand giborgu, ds Jodellied mit schnyer Chraft“.
Zusammen singen, tanzen und „us Glasji trichu“ gehören genauso zum Jodlerfest, wie die Darbietungen der einzelnen Formationen. Lukas Kummer Vereinspräsident des Jodelklubs Riederalp betont: „Kameradschaft, Kultur und Gesang sind ein seltenes und aktuell noch viel wertvolleres Gut.“ Stilles Singen ist wie stilles Gebet. Zur Ruhe kommen, ankommen und dankbar sein. In den Texten der Jodellieder spielt Glaube und Kraft durch den Glauben eine grosse Rolle. An der Jodlermesse wird die neue Tracht des Jodlerklubs Riederalp eingeweiht.
Der Präsident Lukas Kummer und das OK-Team blicken auf ein sehr gelungenes Walliser Jodlertreffen zurück. Es wurde sehr viel gejodelt und gefeiert. Insgesamt nahmen 14 Jodlerklubs teil. Sie stammten hauptsächlich aus dem Oberwallis. Mit dabei war auch ein Gastclub aus Graubünden: das Jodelchörli „Parsenn“ aus Davos. 2023 wird der Jodlerclub Riederalp am kantonalen Jodlerfest in Graubünden zu Gast sein. Nach der Messe, der Trachteneinsegnung und dem stillen Singen präsentierten sich die Jodlerklubs an einem kurzen Festumzug. Im Anschluss erfolgte der offizielle Festakt und der Festbetrieb mit den „Ländler-Ganoven“.
Die neue Tracht: regional, traditionell und modern zugleich
„Ds Gwand“ des Jodlerklubs Riederalp ist in die Jahre gekommen. Nun ist die Tracht erneuert. Die neue Tracht wurde anlässlich der Jodlermesse erstmals und mit Stolz präsentiert und gesegnet. Die Tracht präsentiert sich neu grün, weiss, rosa und schwarz. Region und Tradition in- spirierten das Aussehen. Als Grundform wählte der Jodlerklub Riederalp jene der Walliser Werktagstracht. Bei der Herstellung hat der Jodlerklub auf Regionalität geachtet. Den Stoff liessen sie vom Atelier Manus in Brig-Glis weben. Das Trachtenschneidern überliessen sie dem Atelier Bea in Brig.
Der Jodlerklub Riederalp – der Jodel lebt!
Am 10. November 1984 trafen sich 18 Sängerinnen und Sänger zur Gründungs-Versammlung im Restaurant Alpenblick in Ried-Mörel. Der Klub wurde auf den Namen „Jodlerklub Riederalp“ getauft. Regelmässiges Üben, Disziplin und harte Arbeit gehörten von da an zum Programm. Un- zählige Auftritte folgten. Höhepunkt der bisherigen Vereinsgeschichte war der Auftritt am Eidgenössischen Jodlerfest vom 27.- 29. Juni 2008 im weltbekannten Kunst- und Kongresshaus Lu- zern (KKL) mit einer der besten Bewertungen.
Der Jodlerklub Riederalp wird von Lukas Kummer aus Bitsch präsidiert. Zum Jodlerklub Riederalp zählen heute 6 Jodlerinnen und 17 Jodler, darunter 1 Gründungsmitglied. Jolanda Kummer ist Gründungsmitlied. Sie stellt folgende Veränderungen von damals zu heute fest: „Jodeln ist wie- der trendiger. Wir konnten 7 junge Mitglieder für den Jodlerklub gewinnen. Der Jodelklub Riederalp ist ein Chor mit sehr vielen jungen Jodelnden. Heute haben wir im Verein ein Durchschnittsalter von 42. Das älteste Mitglied ist gerade mal 60. Im Weiteren konnte die Qualität und Professionalität in den letzten Jahren stetig gesteigert werden.“ Musikalische Leiterin ist Manuela Lehner- Mutter aus Naters. Der Jodlerklub Riederalp wird auch weiterhin das volkstümliche Leben im Oberwallis mitbestimmen und dazu beitragen, dass Jodel und Kultur in der Aletsch Arena lebt. Mehr über die Vereinsgeschichte: jkriederalp.ch
Jodeln im Fluss mit dem Gletscher
Mit etwas Glück hört man sie hoch oben, an den Flanken des Aletschgletschers: Graziella Walker Salzmann, ehemalige Präsidentin des Jodlerklubs Riederalp. „Es ist ein ganz besonderes Gefühl, dort oben auf der Moosfluh zu jodeln“, schwärmt Graziella. „Man singt auf den Gletscher hinunter, der Jodel strömt quasi mit dem Fluss des Eises, und schafft durch seinen klaren Klang eine tiefe Verbundenheit mit der Heimat – mit dieser fast erschütternd schönen Landschaft aus Fels und Eis. Man spürt die Kraft, Grösse und Erhabenheit der Berge und ist einfach nur dankbar, hier sein zu dürfen. Beim Jodeln spürt man die Erdung, man kommt zur Ruhe. Es baut auch Spannungen ab, wie ein Urschrei: Wenn man am Zerbersten ist, hat es eine unglaublich befreiende Wirkung.“ Eine Jodel-Kostprobe:
Jodeln – ganz nah dran am Heimatgefühl
Doch was hat das Jodeln nun mit dem Berg zu tun? „Jodeln war ursprünglich eine Möglichkeit, über weite Entfernungen zu kommunizieren“, erklärt Graziella. „Hirten, die mit dem Vieh unterwegs waren, verständigten sich so mit den Kollegen auf der anderen Talseite.“ Dabei ist das Charakteristische das oft recht schnelle Umschlagen von Brust- zu Kopfstimme. Einen Text hat der Jodel selbst nicht – er besteht aus Silben, die sich je nach Region unterscheiden: „Bei uns in der Schweiz gibt es nur ,ju’, ,jü’, ,lu’, ,lü’, ,jo’, ,lo’ und ,ho’. In den Nachbarländern hört man hinge- gen oft das ,du’, ,dö’ oder ,do’.“ In den Alpenregionen entwickelte sich der Jodel, der ja nur aus Silben besteht, zum Jodel-Lied weiter. Dabei wurde der Jodel zum Refrain, der zwischen den Strophen immer wiederholt wird.
Quelle: Aletsch Arena
Titelbild: © Jodlerklub Riederalp – Désirée Wellig – Kummer