Rituale rund ums Osterfest
VON Andrea Hauser Familie Outdoor
Einige Bräuche lösen allerdings durchaus Verwunderung aus: Warum begraben die Iren zu Ostern Heringe und was hat es eigentlich mit den schwedischen Osterhexen auf sich?
Woher kommt der Osterhase?
Im deutschsprachigen Raum ist vorwiegend der Osterhase für die Auslieferung der Ostereier zuständig. In einigen Teilen der Schweiz werden die bunten Schokoladeneier vom Osterkuckuck gebracht, während in manchen Regionen Fuchs und Hahn die Arbeit des Hasen unterstützen. Woher der Brauch resultiert, dass ein Hase die Eier bringt, ist nicht abschliessend geklärt. Man geht davon aus, dass der Hase, der schon zeitig im Frühjahr auch bei kalten Temperaturen unterwegs ist, als Symbol der Fruchtbarkeit und der Lebensfreude gilt. Das Osterei steht ebenfalls für Neuanfang und Fruchtbarkeit.
Einer anderen Deutung zufolge stammt das Osterfest von der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Ostera ab, an deren Seite ein heiliger Hase stand. Sie soll diesen Hasen aus einem Vogel erschaffen haben. Zum Dank bringt der Hase nun jedes Jahr an Ostern die Eier. Im französischsprachigen Raum kommen die Ostereier auf andere Art und Weise zu ihren Empfängern: In der katholischen Kirche läuten an den Tagen vor Ostern keine Kirchenglocken – diese fliegen der Legende zufolge nach Rom und bringen auf dem Rückweg die Ostereier mit.
Auch die Frage, warum die Eier für die Kinder versteckt werden, ist nicht genau überliefert. Einer Theorie zufolge handelte es sich beim Verschenken der Eier zunächst um eine heidnische Tradition , die von der Kirche nicht gern gesehen wurde. Um sich trotzdem zu beschenken, haben die Menschen die Eier versteckt, um einer Bestrafung zu entgehen.
Während in unseren Breiten inzwischen vorwiegend mit Hase und Eiern gefeiert wird, haben andere Nationen Bräuche, die kurios anmuten:
Die Bulgaren bewerfen sich mit Ostereiern. Das Familienmitglied, dessen Ei ganz bleibt, soll dem Glauben nach im kommenden Jahr das meiste Glück haben.
Die Iren essen während der Fastenzeit vor allem Heringe. Aus Freude über das Ende des Fastens tragen Sie am Ostersonntag die ungeliebten Heringe zu Grabe und feiern den Frühlingsbeginn.
In Schweden verkleiden sich die Kinder als kleine Hexen und verteilen am Gründonnerstag selbstgebastelte Osterkarten. Zum Dank erhalten Sie Süssigkeiten. Für die Eieranlieferung ist in Schweden das Osterküken zuständig.
In Tschechien schlagen Männer die Frauen am Ostermontag mit Weidenruten. Das soll den Damen Jugend und Gesundheit bringen, denn durch die Schläge soll die Kraft der Zweige auf sie übergehen.
In Finnland brauchen die Erwachsenen gute Nerven, denn am Ostersonntag ziehen finnische Kinder lärmend durch die Strassen um die stille Zeit zu beenden und den Frühling zu begrüssen.
In Polen bespritzt man sich in Anlehnung an die Taufe mit Wasser, das macht besonders den Kindern viel Freude, die sich das Nass gern eimerweise über den Kopf schütten.
Besondere Schweizer Osterbräuche
In einigen Regionen der Schweiz pflegen die Bewohner besondere Traditionen zu Ostern: So gibt es beispielsweise das „Eiertütschen“ auf dem Kornhausplatz in Bern. Dabei legen sich zwei Gegenspieler je ein hartgekochtes Ei in die Hand. Nun wird abwechselnd mit der Spitze des einen Eis auf das andere geschlagen. Der Spieler, dessen Ei am längsten unversehrt bleibt, hat gewonnen.
Die ganz besondere Tradition „Zwänzgerle“ wird in der Züricher Region gepflegt: Kinder halten ein Osterei in der Hand, das Erwachsene mit einem Zwanzigrappenstück bewerfen. Bleibt die Münze stecken, gehören Ei und Münze dem Werfer. Fällt sie daneben – was deutlich häufiger vorkommt- gehört die Münze dem Kind.
In Rumendingen im Emmental wird am Ostersonntag „geknüttelt“. Dabei werfen die Bewohner mit kleinen Holzstückchen: Ein Spieler wirft ein Stöckchen, die anderen versuchen nun ihren Stecken so nah wie möglich an den anderen zu werfen. Der Spieler, der am weitesten entfernt liegt, bekommt einen „Hick“. Wer am Ende des Spiels die meisten „Hicke“ hat, muss den anderen später eine Runde ausgeben.
Verschiedene Schweizer Gemeinden veranstalten am Ostersonntag die „Eierleset“. Dabei geht es darum, 80 rohe Eier gemeinsam mit einem Team über eine bestimmte Distanz zu transportieren und sich zuzuwerfen, ohne das die Eier kaputt gehen. Mit der Eierleset geht traditionell ein buntes Programm für das gesamte Dorf einher.
In Bischofszell werden die Brunnen der Stadt aufwändig mit Eiern und Blumen verziert. Die Tradition der Osterbrunnen stammt ursprünglich aus der Fränkischen Schweiz. Die Bewohner wollten Ihrer Freude Ausdruck verleihen, dass die Brunnen nach einem langen kalten Winter wieder fröhlich plätschern.
Beliebt in vielen Gemeinden ist das Osterfeuer. Traditionell wird in der Nacht oder am Abend vor Ostersonntag ein Feuer entfacht, an dem schliesslich die Osterkerze entzündet wird. Das Feuerrad ist vor allem in der Alpenregion ein häufiger Brauch, der sich Überlieferungen zufolge aus Ritualen heidnischer Bräuche entwickelt haben soll. Die riesigen Räder werden mithilfe grosser Balancierstangen vom Gipfel bis ins Tal gerollt – ein sehenswertes Spektakel!
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