Römerfestspiele in der Colonia Augusta Raurica

Nicht nur Mittelalterfans werden ihre Freude an den Römerfestspielen in der Colonia Augusta Raurica haben. In der Nähe von Basel, im Grenzgebiet der Kantone Basel-Landschaft und Aargau erlebt man Vorführungen von Künstlern, Handwerkern und Gauklern, kann essen wie ein alter Römer oder archäologische Kostbarkeiten besichtigen. 

Dieses Jahr besuchten Ende August fast 25’000 Besucher von nah und fern dieses fantastische Ereignis. Die Colonia Augusta Raurica ist mehr als 2000 Jahre alt und eines der bedeutendsten Anziehungspunkte für Touristen in der Region Basel. Zu dem denkmalgeschützten Areal gehören ein Römermuseum,  historische Gebäudefragmente, eine  archäologische Ausgrabungsstätte und der grösste archäologische Schweizer  Park.

Die Freifläche mit dem Tempel, Theater und Aquädukt lockt jedes Jahr zum Ende der Ferien unzählige Gäste an.  Hobbyarchäologen, Neugierige und Erlebnishungrige strömen in das Gebiet rund um die alte Römersiedlung und freuen sich an den vielen attraktiven Angeboten.

Grabungsfeld Kaiseraugst-Wacht

Archäologen haben das Gebiet, auf dem alljährlich die Römerfestspiele stattfinden, gründlich untersucht und für Besucher freigegeben. Ein grösseres Areal in der Nähe wird derzeit noch erforscht und analysiert. Das Ausgrabungsfeld in Kaiseraugst-Wacht ist noch bis 2015 zugänglich, dann entsteht hier eine Wohnsiedlung. Geplant ist, die Ausgrabungen einer alten römischen Mauer für nachfolgende Generationen zu erhalten.

Die Ausgrabungsstätte umfasst römische Wohnsiedlungen und Handwerkerquartiere der Augusta Raurica. Studenten der Altertumswissenschaften von der Universität Basel üben hier handwerkliche Fertigkeiten. Ausser den Archäologen und Studenten beteiligen sich Denkmalpfleger, Bauforscher und Bauarbeiter an der Suche nach wertvollen Stücken. Eine aufwendige und anstrengende Arbeit in dem lehmigen Boden. Aber jeden Tag ergibt die Suche mehrere Kisten mit Knochenresten, Metallfragmenten und Scherben. An der Universität Basel werden die Funde untersucht und zeitgeschichtlich eingeordnet.  Das älteste Artefakt, der hölzerne Griff einer Kurbel, wurde dendrochronologisch datiert auf das Jahr 6 v. Chr. Die Dendrochronologie ist eine naturwissenschaftliche Methode zur Altersbestimmung historischer Hölzer.

Fragen über Fragen

Die Funde werden sorgfältig katalogisiert und untersucht. Für die jungen Studenten und Helfer stellt sich immer wieder die spannende Frage nach dem Ursprung der Fragmente. Betreut werden die Studenten von kundigeren Kommilitonen, die Leitung hat Professor Peter-Andrew Schwarz. Bei der Beurteilung der Relikte ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Die Geschichte gibt ihre Geheimnisse nicht so ohne weiteres preis. Wie lebten und arbeiteten die Menschen vor 2000 Jahren?

Immer wieder kommen neue Fragen auf, zum Beispiel nach dem Fund in einem Sodbrunnen. Vor zwei Jahren wurden Teile eines kindlichen Skeletts in dem zwölf Meter tiefen Brunnen entdeckt. Die Untersuchungen in Basel ergaben, dass das Kind nur wenige Monate alt war.


Die Colonia Augusta Raurica ist mehr als 2000 Jahre alt. (Bild: Wladyslaw / Lizenz: CCAttribution-Share Alike 3.0 Unported)

Weitere Überreste finden sich im Römermuseum Augst: Messerspitzen, Kurbeln, Gegenstände des täglichen Gebrauchs und Werkzeuge. Zu den wertvollsten Fundstücken zählt der Silberschatz von Kaiseraugst. In den Jahren 1961 bis 1962 fanden Archäologen bei Ausgrabungen innerhalb des spätrömischen Kastells Münzen. Die 270 gut erhaltenen Stücke können, nun gereinigt und aufpoliert, hinter Glas bestaunt werden.

Begeistert sind die Besucher über die restaurierten Wohnhäuser und Handwerksstätten aus den Anfängen unserer Zeitrechnung. Hier finden sich kleine Fragmente, aber auch sehr grosse Artefakte. Der besterhaltene römische Backofen nördlich der Alpen ist hier ausgestellt, dahinter befindet sich die Toilette. Für die damalige Zeit eine sehr vernünftige Idee, da das Abwasser gemeinsam entsorgt werden konnte.

Die Besucher können viele weitere Sehenswürdigkeiten auskundschaften. Zugänglich sind mehrere restaurierte und konservierte römische Bauten, die auch für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Die Bildungs-, Kultur- und Sport-Direktion des Kantons Basel-Landschaft trägt die Verantwortung für die Pflege und Nutzung. Zum Teil werden die Eintrittsgelder und sonstigen Einnahmen für die Forschungen der Archäologen genutzt.

Neben verschiedenen gewerblichen Gebäuden (Schlachterei, Bäckerei, Taverne, Töpferei) fanden sich Reste des Amphitheaters, ein  Theater und Tempel auf dem Schönbühl und das Hauptforum mit Basilika, Jupitertempel und Versammlungsort. Als beeindruckendes Beispiel für die Trinkwasserversorgung in der Frühzeit gilt das Augster Aquädukt.



Von der beeindruckenden Anlage der restaurierten Augusta Raurica sind ungefähr achtzig Prozent erforscht. Ein Teil der alten römischen Stadt auf der Hochfläche unweit des Rheins bei Basel wurde bereits überbaut. In der Umgebung herrscht inzwischen allgemeines Bauverbot. Neubauten erhalten erst nach einer sehr sorgfältigen Prüfung durch die Archäologen eine Baugenehmigung. Die Besiedlungsgeschichte der Schweiz durch die Römer ist noch lange nicht komplett ergründet.

 

Oberstes Bild: © Peter Bernik – shutterstock.com

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