Kalligrafie – das Hobby mit den wunderschönen Buchstaben

Die einen haben das Schönschreiben in der Schule gehasst, die anderen lieben es noch heute, kunstvolle Buchstaben aufs Papier zu pinseln, und haben die Kalligrafie zu ihrem Hobby gemacht. Wir geben einen Einblick in die herrliche Welt der Schönschrift und haben Wissenswertes rund um das Schreiben mit Federkiel und Pinsel zusammengestellt.

Die Bezeichnung Kalligrafie setzt sich aus den griechischen Begriffen „kállos“ für „Schönheit“ und „gráphein“ für „schreiben“ zusammen. Die Geschichte der Schrift geht Tausende Jahre zurück. Erstmals sollen die Sumerer um 3500 vor Christus Zeichen in Tontafeln geritzt und so die Keilschrift entwickelt haben. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Schrift stetig weiter. Die Ägypter führten das Schreiben auf Papyrus ein.

Die Arten der Schönschrift

Heute unterscheiden wir verschiedene Arten der Schönschrift:

  • die westliche Kalligrafie
  • die hebräische Kalligrafie
  • die asiatische Kalligrafie
  • die arabische Kalligrafie

Die westliche Kalligrafie

Die westliche Kalligrafie entstand zusammen mit der lateinischen Schrift, die im alten Rom verwendet wurde. Die Schrift wurde hier vor allem zur Übermittlung von Literatur verwendet, und so wurden die Buchstaben häufig nur wenig verschönert, damit sie weiterhin gut lesbar blieben. Man verwendete die Schönschrift vor allem bei Überschriften. Häufig findet sich diese Form der Kalligrafie in Bibeln oder Manuskripten. In der Renaissance und im Barock entstanden vor allem in Italien, England und Frankreich besonders schöne Schriftformen.


Die westliche Kalligrafie (Bild: alexskopje – shutterstock.com)

Die hebräische Kalligrafie

Im Judentum ist der Beruf des Sofers, eines Schreibers hebräischer Texte, sehr angesehen. Biblische Texte werden mit einer Vogelfeder und Tinte geschrieben. In der Regel wird dafür ein handgefertigtes Pergamentpapier verwendet. Bei der hebräischen Kalligrafie geht es vor allem um das originalgetreue Kopieren einer Vorlage, denn jeder Buchstabe hat eine festgelegte Schreibweise. Die Buchstaben und Texte dürfen nicht ausgeschmückt werden, da sich sonst die Deutung verändern oder die Lesbarkeit leiden könnte.


Die hebräische Kalligrafie (Bild: Stavchansky Yakov – shutterstock.com)

Die asiatische Kalligrafie

Die asiatische Schönschrift setzt sich zusammen aus der chinesischen, koreanischen und japanischen Kalligrafie. In Fernost setzt man die Schönschrift zur Verschönerung von Bildern oder zum Schreiben von Poesie ein. Im gesellschaftlichen Leben hat das Ausüben der Kalligrafie einen sehr hohen Stellenwert. In China galt das Schönschreiben früher als eine wichtige Kunst, sogar die Kaiser übten sich darin. Gerade die chinesischen Schriftzeichen sind häufig so kunstvoll, dass sie fast mit Malerei zu vergleichen sind. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Stilrichtungen entwickelt.


Die asiatische Schönschrift (Bild: Volt Collection – shutterstock.com)

Die arabische Kalligrafie

Die arabische Schönschrift diente wie die westliche Kalligrafie vorwiegend als Kommunikationswerkzeug. Sie hat die islamische Kultur über viele Jahrhunderte geprägt. Die Thuluth-Schrift ist eine der älteren arabischen Schriften und wurde aufgrund ihrer Schönheit im Mittelalter vor allem für Korantexte verwendet. Das Erlernen der Thuluth-Schrift ist sehr kompliziert und erfordert einige Übung.


Die arabische Schönschrift (Bild: Ivan Montero Martinez – shutterstock.com)

Kalligrafie für Einsteiger

Haben Sie sich für eine Form der Kalligrafie entschieden, geht es ans Üben. Zunächst reicht einfaches Papier aus, um die ersten Versuche zu starten. Wichtig ist, dass das Papier besonders glatt ist und die Tinte gut aufsaugen kann. Am besten eignet sich ein glänzendes Papier. Experten raten, zum Schreiben eine Rohrfeder, Bambus oder Schilf zu verwenden. Wichtig ist, das Schreibwerkzeug exakt anzuspitzen. Natürlich muss es nicht die selbst gespitzte Feder sein, im Fachhandel gibt es zahlreiche Werkzeuge für jeden Bedarf.

Viele Kalligrafen raten, vor der Erstellung des eigentlichen Textes einen Entwurf anzufertigen. So ergibt sich nicht nur die Verteilung der einzelnen Wörter und Buchstaben auf dem Blatt, sondern es ist erkennbar, welche Wörter später besonders wichtig sind und hervorgehoben werden sollten. Fortgeschrittene Schönschreiber arbeiten mit verschiedenen Farben. Besonders schön sieht es aus, wenn nur die ersten Buchstaben farbig markiert werden; der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, und bestimmt entwickeln Sie schnell eigene Ideen zum Gestalten Ihrer Schriftstücke.

Üben Sie sich zunächst mit einigen Linien, Strichen oder Kurven, um sicher im Umgang mit der Feder zu sein. Probieren Sie ruhig einige verschieden breite Federn aus, bis Sie das passende Schreibwerkzeug für sich gefunden haben.



Verschiedene Schriftbilder zum Einüben

Zur Auswahl stehen verschiedene Alphabete, die Sie als Vorlage verwenden können. Im Handel und im Internet gibt es zahlreiche Bücher und Muster, an denen Sie sich bei Ihren ersten Arbeiten orientieren können. Die Antiqua ist eine verbreitete Schrift, die bereits die Römer verwendet haben. Experten empfehlen diese Schrift gerade für Anfänger, da sie mit senkrechten und waagerechten Strichen sowie recht einfachen Runden leicht zu meistern ist und unserer klassischen Schrift sehr ähnlich sieht. Im nächsten Schritt lässt sich die Kursive einüben, bei der alle Buchstaben leicht nach rechts geneigt sind.

Anspruchsvoller wird es mit dem Textur-Schriftbild, das vorwiegend im Mittelalter verwendet wurde. Die Buchstaben stehen sehr eng beieinander und lassen sich heute eigentlich kaum noch entziffern. Auch das Textur-Schriftbild lässt sich kursiv schreiben, das wird für den Kalligrafen noch ein wenig komplizierter.

Königsklasse sind sicher die kunstvollen asiatischen Kalligrafien, die ein besonders hohes Mass an Sorgfalt und Konzentration benötigen. Hier wird in der Regel nicht mit einer Feder, sondern mit einem Pinsel geschrieben.

Leidenschaftliche Kalligrafen beschreiben das Hobby als fesselnd und meditativ und bestätigen, dass sie von den alten Schriften und Buchstaben seit Jahren fasziniert sind. Einige Schönschreiber haben ihr Hobby sogar zum Beruf gemacht und erstellen Briefe, Einladungen, Etiketten und andere Schriftstücke, die einfach schön aussehen sollen.

Tipp

Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind, probieren Sie das Schönschreiben doch einfach einmal aus. Die Schweizerische Kalligraphische Gesellschaft veranstaltet Kurse und Ausstellungen zum Thema. Zudem gibt es immer wieder Wettbewerbe rund um das Thema Schönschreiben – hier können Sie als Fortgeschrittener Ihr Können unter Beweis stellen.

 

Oberstes Bild: © LiliGraphie – shutterstock.com

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Mehr zu Andrea Hauser

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen sowie Versicherungen zählen daher zu meinen Steckenpferden. Ich entdecke aber auch gern neue Themen abseits dieser „trockenen Materie“ und arbeite mich gern in neue Gebiete ein.

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